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26.02.21 / Stadtverkehr / Erobert der „Korsar“ Königsberg? / Strecke Südbahnhof–Hammerweg soll wiederbelebt werden – St. Petersburger Straßenbahn im Test

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-21 vom 26. Februar 2021

Stadtverkehr
Erobert der „Korsar“ Königsberg?
Strecke Südbahnhof–Hammerweg soll wiederbelebt werden – St. Petersburger Straßenbahn im Test
Jurij Tschernyschew

Die Straßenbahnlinie der Stadt Königsberg, heute die älteste in der Russischen Föderation, wäre aufgrund der Entwicklung in den vergangenen Jahren beinahe von der Karte des städtischen Verkehrsnetzes verschwunden. Doch nun besteht die Chance, dass es sie noch lange geben wird und sie sogar ausgebaut wird. 

Das ist dem Engagement der neuen Leiterin der Königsberger Stadtverwaltung Jelena Djatlowa zu verdanken, die auf die Wichtigkeit der Straßenbahninfrastruktur hinwies. Sie hatte die Idee, wieder Straßenbahnlinien in den Hammerweg [Prospekt Mira] zu verlegen, damit die Bürger in einer direkten Linie vom Südbahnhof zum Park Luisenwahl und zur Königin-Luisen-Kirche gelangen können. Die notwendige technische Dokumentation und finanzielle Planung werden derzeit erarbeitet.

Vor Kurzem wurde in der Stadt bereits eine innovative Straßenbahn namens „Korsar“ im Testbetrieb eingesetzt. Es ist die erste Niederflur-Straßenbahn in der Russischen Föderation, die für Schmalspurgleise mit einer Breite von nur einem Meter ausgelegt ist. Der Prototyp wurde in der Nevskij Straßenbahnfabrik in St. Petersburg hergestellt. Die Massenproduktion von Schmalspurstraßenbahnen wurde in Russland seit den späten 1930er Jahren nicht mehr durchgeführt.

Idee der Verwaltungschefin

Ende November fand die Präsentation dieser Straßenbahn statt, und in der zweiten Dezemberhälfte wurde sie ins nördliche Ostpreußen geliefert. Königsberg ist damit die erste Stadt in der Föderatin, die den „Korsar“ ausprobieren darf. Die neue Straßenbahn ist mit 29 Fahrgastsitzen ausgestattet und hat eine maximale Kapazität von 177 Fahrgästen. Die Verwendung von Aluminiumlegierungen bei der Innenausstattung sorgt für eine recht hohe Brandsicherheit der neuen Waggons. 

Die Niederflurbauweise macht sie auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität komfortabel. In der Fahrgastzelle gibt es eine moderne Klimaanlage, USB-Steckdosen und Wi-Fi-Router ermöglichen die Nutzung mobiler Geräte. Die Straßenbahn erreicht ein Höchstgeschwindigkeit von 75 Kilometern pro Stunde. 

Die Fahrerkabine ist mit einem Videoüberwachungssystem ausgestattet. So kann der Fahrzeugführer das Ein- und Aussteigen der Passagiere sowie die Verkehrssituation leichter beobachten. Außerdem hat die neue Straßenbahn einen sparsamen Energieverbrauch. 

Die Kosten für eine Straßenbahn des neuen Typs beginnen bei umgerechnet rund 740.000 Euro. Bis Ende Januar kursierte der „Korsar“ abends und nachts ohne Fahrgäste auf den Straßen der Stadt. Nach Auswertung der Testergebnisse wird die Stadtverwaltung erwägen, solche Straßenbahnen zu leasen, um die Strecke Südbahnhof–Hammerweg zu bedienen.