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05.03.21 / Berlin / Mietendeckel wirkt, aber anders als gedacht / Sinkende Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung – Steigende Mieten im Umland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-21 vom 03. März 2021

Berlin
Mietendeckel wirkt, aber anders als gedacht
Sinkende Investitionen in Neubau, Instandhaltung und Modernisierung – Steigende Mieten im Umland
Peter Entinger

Ein Jahr nach dem Inkrafttreten des Mietendeckels ist die Bilanz zwiespältig. In einem juristisch höchst fragwürdigen Vorgang wurden in Berlin die Mieten zunächst auf den Stand vom 19. Juni 2019 eingefroren. In einem zweiten Schritt im vergangenen November mussten viele Vermieter zusätzlich die Miete absenken. 

Für rund 1,4 Millionen Wohnungen gelte das Gesetz, und in 365.000 davon sei die Miete reduziert worden, erklärte der Berliner Mieterverein. Laut dem zuständigen Senator für Stadtentwicklung und Wohnen, Sebastian Scheel (Die Linke), halten sich die meisten Vermieter an das Gesetz. Insgesamt wurden rund 4300 Verstöße dagegen gemeldet. Ein Effekt lässt sich nicht von der Hand weisen. Die Angebotsmieten in der Bundeshauptstadt sind laut dem Portal „Immobilienscout24“ um 7,8 Prozent gesunken. 

Mit den Mieten sinkt das Angebot

Dafür sind nicht nur in gut angebundenen Städten des Umlands wie der Landeshauptstadt Potsdam die Mieten um bis zu zwölf Prozent gestiegen, sondern auch das Angebot an freien Wohnungen in Berlin selbst ist gesunken. Außer den Etats für Neubauten wurden auch die für Instandhaltung und Modernisierungen spürbar zurückgefahren. 

 „Die mit dem Mietendeckel einhergehende Angebotsverknappung ist alarmierend. Menschen, die umziehen müssen, weil sie zum Beispiel neu nach Berlin kommen oder sich familiär vergrößern, finden dadurch viel schwieriger als ohnehin schon eine Wohnung“, heißt es in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. 

„Eine historische Dummheit“

„Der Mietendeckel hat die angespannte Lage am Berliner Wohnungsmarkt dramatisch verstärkt“, formuliert es Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses, des Spitzenverbandes der Branche. „Die Zahl der zur Vermietung angebotenen Wohnungen hat sich innerhalb eines Jahres halbiert.“ Das Angebot an Wohnraum gehe zurück, Investitionen und Projektentwicklungen verlagerten sich in das Umland der Hauptstadt, kritisiert der Berliner Immobilieninvestor Jakob Mähren gegenüber dem „Handelsblatt“ und prophezeit: „Das wird in Zukunft noch richtig Probleme geben.“

„Eine historische Dummheit“ nennt die Berliner CDU das Gesetz, das bis zum Jahr 2025 befristet ist. Dass es danach noch in Kraft bleibt, glaubt selbst Scheel nicht. Er spricht von einer Atempause für die Mieter.