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05.03.21 / Buddha-Statuen / Islamischer Bildersturm in Bamiyan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-21 vom 03. März 2021

Buddha-Statuen
Islamischer Bildersturm in Bamiyan
Wolfgang Kaufmann

Das Bamiyan-Tal in Zentralafghanistan lag früher an einer der Haupthandelsrouten zwischen dem Abendland sowie China und Indien. Dadurch gelangte die Region beizeiten zu Wohlstand. Dieser ermöglichte ab dem 2. Jahrhundert nach Christi den Bau zahlreicher großer buddhistischer Stätten. Dazu gehörte ein Kloster, das im 6. Jahrhundert tausende Mönche beherbergte. Und die initiierten dann die Errichtung zweier kolossaler Statuen, die nach ihrer Fertigstellung die größten stehenden Buddha-Figuren weltweit waren. Die kleinere und ältere der beiden aus der Zeit um 510 war 35 Meter hoch; die rund vier Jahrzehnte später vollendete größere ragte 53 Meter in die Höhe. 

Nach der Islamisierung des Bamiyan-Tals unter der türkischstämmigen Dynastie der Ghaznawiden begann die mutwillige Beschädigung der Skulpturen. Verantwortlich dafür waren die Bilderfeindlichkeit der sunnitischen Eroberer und ihr Hass auf Symbole anderer Religionen. Ende des 19. Jahrhunderts ließ der afghanische Emir Abdur Rahman Khan die Statuen sogar mit Kanonen beschießen. Doch noch hielten die Abbilder des mythischen Ur-Buddhas Dipamkara und des historischen Buddhas Shakyamuni alias Siddhartha Gautama dem Frevel stand. Ihre letzte Stunde schlug erst während der Herrschaft der Taliban, die von September 1996 bis Oktober 2001 große Teile Afghanistans kontrollierten.

Ungeachtet der Haager Konvention aus dem Jahre 1954, die jegliche Zerstörung von Kulturstätten durch bewaffnete Kräfte ächtet, befahl der Anführer der Taliban in Afghanistan und Staatschef des Islamischen Emirates Afghanistan, Mullah Mohammed Omar, am 2. März 2001, die „Götzenbilder“ mittels Panzergranaten und Flugabwehrraketen zu pulverisieren. Allerdings erwiesen sich die aus dem Fels gemeißelten Figuren als widerstandsfähiger denn erwartet. Deswegen zwangen die Bilderstürmer schließlich Angehörige der vor Ort lebenden schiitischen Minderheit der Hazara dazu, Bohrlöcher in das Gestein im Bereich der Buddha-Füße zu treiben. Anschließend zerstörten sie die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Statuen ab dem 12. März 2001 durch Dutzende von Sprengungen.

Nach dem Fall des Taliban-Regimes wurde eine Zeitlang erwogen, die Buddha-Figuren wieder herzustellen. Mittlerweile liegt die mit 50 Millionen US-Dollar veranschlagte Rekonstruktion aber auf Eis.