28.03.2024

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05.03.21 / Corona in deutschland und Russland / Wie Berichte aus einer anderen, surrealen Welt / Frische Eindrücke aus der Heimat hüben und drüben – Vom unterschiedlichen Umgang Deutscher und Russen mit der Pandemie berichtet die Inhaberin des Reisebüros „RusslandReisenRomanova“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-21 vom 03. März 2021

Corona in deutschland und Russland
Wie Berichte aus einer anderen, surrealen Welt
Frische Eindrücke aus der Heimat hüben und drüben – Vom unterschiedlichen Umgang Deutscher und Russen mit der Pandemie berichtet die Inhaberin des Reisebüros „RusslandReisenRomanova“
Natalia Romanova

Die meisten von Ihnen kennen mich als diejenige, bei der Sie Ihre Reisen in das nördliche Ostpreußen beantragen. 

Über die orthodoxen Weihnachtsfeiertage war ich vom 6. bis 8. Januar in meiner Heimatstadt Königsberg. Mit großer Überraschung stellte ich fest, dass das Leben im Königsberger Gebiet trotz Corona überwiegend normal weitergeht. Zwar gilt im gesamten Gebiet seit November 2020 in öffentlichen Räumen Maskenpflicht, aber ansonsten sind Restaurants, Cafés, Theater, Kinos, Museen und andere öffentliche oder private Einrichtungen geöffnet – das öffentliche und private Leben findet nahezu uneingeschränkt statt. 

Es gibt auch keine weiteren Einschränkungen wie etwa ein Verbot touristischer Reisen oder die Einschränkung, sich zu Hause mit mehr als einer Person aus einem anderen Haushalt zu treffen. Wer Entspannung sucht, kann am Wochenende aufs Land fahren und das sogar weiter als 15 Kilometer. Wer mit fünf Freunden zu Abend essen möchte, kann dies auch in der eigenen Wohnung tun, ohne Angst haben zu müssen, dass die Polizei oder das Ordnungsamt vor der Türe steht, um die „illegale Versammlung“ aufzulösen und jedem „Täter“ ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro aufzuerlegen. 

Nur wenige Einschränkungen

Laut der Johns Hopkins Universität hat das Königsberger Gebiet bei rund 950.000 Einwohnern derzeit (Stand: 11. Februar) 27.698 Infizierte und 239 Verstorbene – das ist umgerechnet auf die Einwohnerzahl weniger als in Deutschland. Wie ist so etwas zu erklären? Nun, ich weiß es nicht, ich bin weder Epidemiologin noch Medizinstatistikerin. Aber auf die Frage der Einheimischen „Und was haben euch eure Maßnahmen in Deutschland genutzt – die Fallzahlen sind hoch, viele kleine und mittlere Unternehmen sind ruiniert, viele alte Menschen vereinsamt und sogar Sterbende können sich nicht von ihren engsten Verwandten verabschieden?“ hatte ich ehrlich gesagt keine überzeugende Antwort bereit. 

Was mich in Königsberg am meisten beeindruckt hat, war die unaufgeregte Art des Umgangs der Menschen mit der Seuche. In den örtlichen Medien ist das Thema zwar präsent, aber bei Weitem nicht so dominant wie in Deutschland. Das Gleiche gilt für Gespräche unter Bekannten oder Freunden. „German Angst“? Fehlanzeige. Die Menschen führen ein weitgehend normales Leben, gehen zur Arbeit, in die Schule, in die Universität oder ins Café und treffen sich zu Hause mit Freunden und Verwandten. Die bedrohliche Darstellung der Seuche, die, wie mir scheint, in den deutschen Leitmedien gang und gäbe ist und zu Verunsicherung und manchmal sogar Verzweiflung in einem großen Teil der (vor allem west-)deutschen Gesellschaft geführt hat, fehlt dort völlig. Wie ist das zu erklären? 

Wenn ich während meines Aufenthalts dort E-Mails oder Telefonanrufe aus Deutschland erhielt, kamen sie mir vor wie Berichte aus einer anderen, surrealen Welt. Der harte Lockdown, die periodische Diskussion um seine Verschärfung und Verlängerung – all das waren dort keine Themen. Ich empfand das als sehr angenehm.

Ich habe aus interkulturellem Interesse einige Kaliningrader gefragt, was sie von den Maßnahmen in Deutschland halten. Bei den Antworten gab es eine große Bandbreite von „berühmt-berüchtigte deutsche Ordnung“ bis „Merkelsche Politik ist alternativlos“. 

Zurück in Deutschland fiel mir als erstes und sehr beeindruckend die vor allem abends fast apokalyptische Leere in meiner Stadt Hamburg auf. Die Innenstadt ist abends fast menschenleer. Was für ein Unterschied zu Königsberg! Ich kam mir wie auf einem anderen Planeten vor, in dem eine unsichtbare Hand die Menschen in ihre Wohnungen zwingt. Wie im Krieg, dachte ich mir. Wie kommt es, dass die Deutschen so anders mit der Seuche umgehen als die Russen?

Und als ob Corona nicht genug wäre, wird das Verhältnis zwischen der EU und Russland sowohl politisch als auch diplomatisch auf Eis gelegt. Nach wie vor werden keine Visa ausgestellt. Ich bekomme aber mittlerweile immer mehr Anfragen von meinen Kunden, die sich in Russland mit Sputnik V impfen lassen möchten. Den Antrag an das russische Gesundheitsamt habe ich bereits gestellt, ob es für die ausländischen Bürger möglich wäre – die Antwort erhalte ich in den nächsten Tagen. 

Nachfrage nach Sputnik V

Trotz allem bleibe ich optimistisch und glaube, dass es noch in diesem Jahr möglich sein wird wieder nach Ostpreußen zu reisen. Ich bin ständig im Kontakt mit dem russischen Konsulat und dem russischen Gesundheitsamt sowie dem Auswärtigen Amt. Sie können mich auch immer per E-Mail oder telefonisch erreichen. Ich stehe Ihnen stets mit Rat und Tat zur Verfügung. 

Kontaktdaten info@romanova-reisen.de oder telefonisch unter 040-22697074