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12.03.21 / Corona / China erobert Europas Konsumgütermärkte / Was das Reich der Mitte so erfolgreich macht, und wo noch Luft nach oben ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-21 vom 12. März 2021

Corona
China erobert Europas Konsumgütermärkte
Was das Reich der Mitte so erfolgreich macht, und wo noch Luft nach oben ist
Lydia Conrad

Während Europa seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie von Lockdown zu Lockdown taumelt, erobern chinesische Unternehmen zunehmend deren Märkte, vor allem die für Konsumgüter. Ein Beispiel ist Shein, ein Unternehmen, das den Europäern Damenbekleidung im Internet verkauft. 2015 hatte es noch 150 Millionen US-Dollar Umsatz erzielt. Im Corona-Jahr 2020 waren es mehr als acht Milliarden Dollar. 

Ein anderes Beispiel ist der 2010 gegründete Elektronikhersteller Xiaomi Tech. Obwohl er mit seinen Produkten erst seit dem Sommer des Jahres 2019 in der Bundesrepublik präsent ist, ist er heute durch die Nachfrage nach den Modellen der Serien Mi und Redmi bereits die Nummer drei unter den Smartphone-Händlern.

Ursachen des Erfolgs von Firmen wie Shein und Xiaomi sind nicht nur günstige Preise und die Schwäche der europäischen Konkurrenz infolge der Corona-Krise, sondern auch beispiellos enge Kundenkontakte über die sozialen Netzwerke im Internet. Durch sie sind die Chinesen bestens informiert, was die Konsumenten wollen, und können zielgruppenorientiert agieren. Man sei gekommen, um zu bleiben, da Märkte wie der deutsche einen „perfekten Spielplatz“ für das Unternehmen abgäben, teilte Xiaomi kürzlich mit.

Schnäppchen gegenüber sind die Chinesen bei ihrer Expansion durchaus aufgeschlossen. So erwarb der Mischkonzern Fosun International die insolvente deutsche Modekette Tom Tailor zum Spottpreis von einem Euro, nachdem zuvor der Bund und die Länder Hamburg und Nordrhein-Westfalen noch Bürgschaften in Höhe von 100 Millionen Euro zugesagt hatten, um die 3400 Arbeitsplätze zu retten.

Corona ist nur ein Grund des Erfolgs

Allerdings haben die Chinesen momentan noch einige Probleme mit der Lieferzeit. Die liegt zumeist deutlich über jener der Konkurrenz. Im Falle von Shein wurde diese allerdings von fünf Wochen im Jahre 2019 auf aktuell sieben bis zehn Tage schon deutlich reduziert. Und bald wird es noch schneller gehen, wenn der chinesische Versandriese Alibaba sein gigantisches europäisches Logistikzentrum in Lüttich fertiggestellt hat.

Als letztes Manko bliebe dann lediglich, dass für die chinesischen Firmen Nachhaltigkeit keine besonders wichtige Rolle spielt. Die Bedingungen bei der Herstellung der Produkte in China sowie das Fehlen von Umwelt-Siegeln und Ähnlichem schrecken verantwortungsbewusste Verbraucher ab. Die Frage ist allerdings, wie viele Europäer es sich noch leisten können, beim Einkauf auf soziale und ökologische Standards zu achten, wenn in Europa ein Großteil der Arbeitsplätze der Corona-Pandemie und den mit ihr begründeten staatlichen Maßnahmen zum Opfer fällt.