29.03.2024

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12.03.21 / Warum erst jetzt?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-21 vom 12. März 2021

Warum erst jetzt?
Harald Tews

Das Kölner Museum Ludwig war eines der ersten. Nach dem langen Lockdown öffnete es vergangenen Dienstag erstmals wieder seine Türen für seine Andy-Warhol-Ausstellung. Die neue Museums-Normalität, auf die sich die Besucher jetzt einstellen müssen, heißt: Besuch nach Voranmeldung, Hinterlegung von Kontaktdaten, Zutritt für ein bestimmtes zweistündiges Zeitfenster, Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl Besucher, Rundgang im Einbahnstraßensystem und der inzwischen obligatorische Mund-Nasenschutz. Diesen Freitag werden weitere Ausstellungshäuser dem Beispiel folgen, und dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuansteckungen zwischen 50 und 100 pro 100.000 Einwohner liegt, wird es ab kommender Woche weitere Wiedereröffnungen geben.

Die Frage muss erlaubt sein: Warum erst jetzt? Natürlich sieht es der Öffnungsplan der Bundesregierung so vor. Aber hätte es zu den Schließungen überhaupt erst kommen dürfen? Von Anfang an war klar, dass Kulturinstitutionen nie ein Ansteckungshort gewesen waren. Schon im Sommer hatten kulturelle Einrichtungen ähnlich ausgefeilte Hygienekonzepte vorgelegt wie bei den Fußballern. Schon damals gab es Zeitfensterkarten für Museen, und wer ins Konzert, Theater oder Kino ging, hatte stets einen freien Abstandssitz neben sich. Als im Oktober die Fallzahlen wieder stiegen, war kein Fall bekannt, bei dem sich jemand bei einem solchen Kulturbesuch mit COVID-19 angesteckt hat.

Um die Fallzahlen zu beschränken, hat die Politik lieber die Axt im Walde als das feine Seziermesser geschwungen. Dieser pure Aktionismus mit willkürlichen Lockdown-Maßnahmen hat tausende Kulturschaffende an den Rand der Existenz gebracht und dort einen Katastrophenfall heraufbeschworen, wo nie eine Katastrophe gewütet hat.