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12.03.21 / Geburten / Ungewollte Kinderlosigkeit wird zum Massenproblem / Immer mehr Paaren bleibt der gewünschte Nachwuchs versagt: Experten fordern bessere Ursachenforschung und Gegenmaßnahmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-21 vom 12. März 2021

Geburten
Ungewollte Kinderlosigkeit wird zum Massenproblem
Immer mehr Paaren bleibt der gewünschte Nachwuchs versagt: Experten fordern bessere Ursachenforschung und Gegenmaßnahmen

In der Bundesrepublik Deutschland bleibt mittlerweile jedes achte heterosexuelle Paar ungewollt kinderlos, was ein demographisches Desaster darstellt. Dennoch gilt das Ganze als „Luxusproblem“ – mit der Konsequenz, dass die Reproduktionsmedizin hierzulande zur Orchideen-Disziplin herabgewürdigt wird. Dies veranlasste eine Gruppe von neun Wissenschaftlern um Professor Jörg Gromoll vom Centre of Reproductive Medicine and Andrology (CeRA) der Universität Münster, das „Essener Manifest zur Förderung der Reproduktionsforschung in Deutschland“ zu verabschieden.

In dem Papier, welches aufgrund der Corona-Krise leider kaum mediale Aufmerksamkeit erhielt, beklagen die Unterzeichner im Namen von 70 weiteren Fachkollegen den desolaten Zustand der Reproduktionsmedizin: Auf diesem Gebiet „liegt Deutschland abgeschlagen weit hinter der Weltspitze“. Das resultiere unter anderem aus dem Abbau von entsprechenden Professorenstellen, der Schließung von Instituten und der Inaktivität des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, was „den Aufbau nachhaltiger Strukturen“ und „übergreifender Forschungsverbünde mit dem Schwerpunkt Reproduktion“ betreffe.

Was führt zur Unfruchtbarkeit?

Dabei sei es äußerst dringend nötig, nach den Ursachen für die abnehmende Fruchtbarkeit hierzulande zu suchen. Liegt es an sozioökonomischen Faktoren wie der zunehmend üblichen Hinausschiebung des Kinderwunsches in höhere Lebensjahrzehnte und der Zunahme von Wohlstandskrankheiten? Oder an endokrin auf den Körper wirkenden Umweltfaktoren wie etwa einer wachsenden Schadstoffbelastung? 

Darüber hinaus sprechen die Verfasser des Essener Manifests noch ein anderes Problem an. Mittlerweile kämen in Deutschland bereits vier Prozent aller Kinder infolge künstlicher Befruchtung auf die Welt. Deshalb müsse man sich auch mit den Risiken solcher Reproduktionsmethoden befassen. Es gebe jedoch überhaupt noch keine belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über mögliche gesundheitliche Schäden bei dem auf diese Weise entstandenen Nachwuchs, nur ernst zu nehmende Hinweise auf das verstärkte Auftreten von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Immerhin würden bei der künstlichen Befruchtung ja natürliche Selektionsprozesse zwecks Auswahl von geeigneten Spermien und Eizellen umgangen. Und wie stehe es eigentlich mit der Fertilität der so Gezeugten?

„Ziel höchsten Ranges“

All dies – so die Mediziner – sei von gravierender Bedeutung: Ohne ein ausreichendes Maß an Reproduktion und intakten Nachkommen könne unser Land schweren Schaden erleiden. Deshalb müsse sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, dass „die Erhaltung und Erforschung der reproduktiven Gesundheit von übergeordnetem gesellschaftlichen Interesse und ein medizinisches Ziel höchsten Ranges ist.“

Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Politik auf das Manifest reagieren wird. Möglicherweise betrachtet man die Einwanderung ja weiterhin als den besten Weg zur Bewältigung demographischer Probleme. Und ein Abbau der inzwischen bereits um die 185 Gender-Lehrstühle zugunsten der Schaffung von Professorenstellen in der Reproduktionsmedizin dürfte wohl auch nicht zur Debatte stehen. W.K.