Tilsit war die Stadt, in der sich Königin Luise von Preußen, Napoleon und Alexander I. trafen. Die Siedlung am Fluss Memel wurde 1552 zur Stadt, und diese Ansichtskarte zeigt die zentrale breite Deutsche Straße, in der reiche dreistöckige Gebäude standen – die europäische Stadt. Die vom Otto von Mauderode Verlag herausgegebene Karte wurde am Morgen des 8. Februars 1900 abgeschickt und kam am selben Tag bei der Post von Potsdam an. Evgeny Dvoretskis große Postkartensammlung ist den Lesern der Preußischen Allgemeinen Zeitung nicht unbekannt. Diese Ansichtskarte soll an dieser Stelle dazu dienen, auf den umfassenden Arbeitsbrief zu dieser besonderen Stadt aufmerksam zu machen.
Arbeitsbriefe der LO
Die Landsmannschaft Ostpreußen e.V. hat viele Arbeitsbriefe herausgegeben und natürlich auch einen über Tilsit. Einzusehen sind diese Arbeitsbriefe auf der Internetseite www.ostpreussen.de unter Mediathek und weiter unter Arbeitsbriefe.
In dem Arbeitsbrief „Tilsit“ schrieb Horst Mertineit im Jahre 1990: „Einen besonderen Höhepunkt in der Geschichte hat die Stadt im Jahr 1807: Sie wird zu einem Begegnungsplatz für einen König, einen Kaiser und einen Zaren. Hier treffen sich nicht nur die Herrscher, Sieger und Verlierer, die mit unterschiedlichem politischen Gewicht über weiteren Krieg oder Frieden entscheiden wollten. Hier trafen Ost und West auseinander, in der Stadt und auf einem Floß im Memelstrom.“
Schicksalhaft wurde so Tilsit zu einer Brücke zwischen West und Ost. In diesen Tagen des Jahres 1807 sollte diese Stadt zu niemandem gehören, sie erhielt einen besonderen Status: „Tilsit war eine neutralisierte Stadt.“ Was eine „neutralisierte“ Stadt meint und was in dieser besonderen Zeit geschah, gibt Peter Joost in seinem Beitrag „Eine Chronik der Stadt Tilsit“ an (ab Seite 15 im Arbeitsbrief).
Der Bau der für Tilsit so bekannten Königin-Luise-Brücke begann 1904. Die Brücke ist 416 Meter lang und führt an dieser Stelle über den etwa 220 Meter breiten Strom. Sie ruht auf zwei Pfeilern und wurde mit dem Schwung ihrer drei mächtigen Stahlbögen ein stolzes Wahrzeichen der Stadt. Sie kostete damals die große Summe von zwei Millionen Mark. Am 18. Oktober wurde sie für den Verkehr freigegeben.