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12.03.21 / Archäologie / Heiliger Schotterhaufen / Vor 140 Jahren entdeckte ein Deutscher die Kultstätte Nemrut Dağ im Südosten der Türkei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-21 vom 12. März 2021

Archäologie
Heiliger Schotterhaufen
Vor 140 Jahren entdeckte ein Deutscher die Kultstätte Nemrut Dağ im Südosten der Türkei
Wolfgang Kaufmann

Die Türkei ist ein Land mit einer vielfältigen Geschichte, die weit in die Zeit vor den Osmanen zurückreicht. So wurde Anatolien auch von den Assyrern, Hethitern, Luwiern, Hurritern, Urartäern, Ioniern, Dorern, Persern, Makedoniern, Römern, Byzantinern und Seldschuken geprägt. Außerdem errichtete der armenisch-iranische Herrscher Ptolemaios 163 v. Chr. im Südosten Kleinasiens das Reich von Kommagene, welches bis 74 n. Chr. Bestand hatte.

Dessen mit Abstand bedeutendster König war Antiochos I. Theos Dikaios Epiphanes Philorhomaios Philhellen. Der starb etwa 36 v. Chr. nach über 30-jähriger Regierungszeit und hinterließ der Nachwelt ein beeindruckendes Heiligtum. Das liegt auf dem Gipfel des 2150 Meter hohen Berges Nemrut Dağ im Taurusgebirge und zählt inzwischen zu den wichtigsten Touristenmagneten der Türkei im grenzenlos weiten Hinterland der Badeorte am Mittelmeer.

Für diese Kultstätte prägte Antiochos die Bezeichnung „Hierothesion“. Sie sollte einerseits als Haupttempel der neuen, vom König selbst begründeten synkretistischen kommagenischen Kunstreligion mit persischen und griechischen Elementen dienen und andererseits als Begräbnisort des Herrschers fungieren. Deshalb trägt der Gipfel des Nemrut Dağ heute einen 45 Meter hohen künstlichen Schotterhügel, unter dem vermutlich die Überreste des Herrschers ruhen. Allerdings wurde die Grabkammer bisher nicht lokalisiert, obwohl Archäologen seit genau 140 Jahren danach suchen. 1881 hatte der deutsche Ingenieur und Orientreisende Karl Sester die Kultstätte entdeckt.

Die anderen historischen Zeugnisse aus der Blütezeit von Kommagene kann man problemlos besichtigen. Sie bieten vor allem beim Auf- und Untergang der Sonne einen beeindruckenden Anblick. So gruppieren sich rund um den Grabhügel Terrassen mit zahlreichen Monumentalstatuen. Diese stellen Antiochos selbst sowie allerlei Götter und Wächtertiere wie Löwen und Adler dar. Aufgrund von Erdbeben und Blitzeinschlägen verloren die acht bis zehn Meter hohen Skulpturen allesamt ihre Köpfe – dieselben liegen nun in der Regel zu Füßen der Figuren. Am besten erhalten ist das Abbild des Bauherrn auf der Westterrasse.

Im Jahr 1987 wurde das Heiligtum auf dem Nemrut Dağ in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Daraufhin erklärte die Regierung in Ankara den Berg und sein Umland im Folgejahr zum Nationalpark. Besucher erreichen den Gipfel und das Hierothesion mittlerweile leicht nach einem etwa 25-minütigen Aufstieg vom letzten Parkplatz am Ende der von Kahta und Narince heraufführenden Straße.