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19.03.21 / Kulturkampf / Frankreichs islamo-linke Front / Ministerin löste Debatte über Allianz von Linksextremen und Dschihadisten in den Universitäten aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-21 vom 19. März 2021

Kulturkampf
Frankreichs islamo-linke Front
Ministerin löste Debatte über Allianz von Linksextremen und Dschihadisten in den Universitäten aus
Bodo Bost

In Frankreich ist nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty eine Debatte über Linksislamismus in den Universitäten entbrannt. Dabei warnte die französische Wissenschaftsministerin Frédérique Vidal vor dem Durchmarsch der „Islamo-Linken“ an den Hochschulen.

Die harten Separatismusgesetze, die in Frankreich nach der Ermordung Patys und dem wenige Tage später erfolgten islamischen Kirchenmassaker in Nizza verabschiedet wurden, führten zu einer Gegenreaktion an den Universitäten, wobei sich linke und islamische Kräfte dort verbündeten. Drei ultrakonservative Islamverbände, darunter Milli Görüs, hatten es abgelehnt, die „Charta der Republik“ von Präsident Emmanuel Macron zu unterschreiben. Dabei wurden sie von Teilen der französischen Linken unterstützt. 

Diese Linke hatte einst an vorderster Front der Laizismus-Bewegung gestanden. Jetzt macht sie sich zum Helfershelfer einer radikalreligiösen islamischen Strömung an französischen Universitäten, die auf die in Frankreich heilige Trennung von Staat und Religion pfeift. 

Als die französische Wissenschaftsministerin vor der Gefahr einer solchen unheiligen Allianz warnte und Linke sowie Wissenschaftler als „nützliche Idioten der Dschihadisten“ bezeichnete, löste sie eine Debatte aus, wurde aber auch von einem Teil der Linken unterstützt.

Vidal war Mitte Februar Gast in einer TV-Talkshow über religiöse Eiferer, welche die Laizität bedrohen. Als die 83-jährige Journalisten-Ikone Jean-Pierre Elkabbach als Moderator am Ende der Gesprächsrunde den Verdacht äußerte, dass es an den Unis so etwas wie „eine Allianz zwischen Mao Tse-tung und dem Ayatollah Khomeini“ gebe, fand er den Beifall der Ministerin. „Ich denke, dass der Islamo-Linksextremismus unsere Gesellschaft als Ganzes auffrisst“, sagte Vidal während der Sendung.

Kurz darauf kündigte die Ministerin eine Untersuchung über den nachhaltigen Einfluss der Islamo-Linken in der Forschung und an den Universitäten an. Das Nationale Forschungszentrum (CNRS) solle in dieser Untersuchung überprüfen, was akademische Forschung ist und was in den Bereich des Gesinnungsterrors gehört. Vidal, die vor ihrer Berufung in die Regierung Biochemieprofessorin und Präsidentin der Universität Nizza war, warnte vor Akademikern, die ihren Titel und ihre Aura dazu benutzten, um radikale und militante Ideen der Islamo-Linken zu fördern. 

Die Reaktionen von links ließen nicht lange auf sich warten. Der ultralinke Politiker Jean-Luc Mélenchon sprach von einer „Gesinnungspolizei“ und einer Bedrohung der Forschungsfreiheit an den Universitäten. Auch die Konferenz der Hochschulvorsitzenden meldete Bedenken an und warf der Ministerin vor, „populäre Schlagworte der extremen Rechten“ zu verwenden. Vidal selber gab zu bedenken, dass an der Universität Sorbonne Linke und Islamisten gemeinsam die Aufführung eines islamkritischen Theaterstücks verhindert hätten. Abgeordnete der gaullistischen Partei Les Républicains verlangten in der Nationalversammlung einen Untersuchungsausschuss „zur Kulturverhinderung“ durch Islamo-Linke.  Die Tageszeitung „Le Figaro“ verteidigte Vidal und erinnerte an Linksparteien, die Kandidatinnen mit Schleier auf ihren Listen hatten, oder an Linke, die an Kundgebungen gegen die angebliche „Islamophobie“ teilgenommen hätten.

Sowohl Für- wie Gegensprecher

Andere linke, feministische Publizistinnen wie die Chefredakteurin des Magazins „Marianne“, Natacha Polony, gaben Vidal in der inhaltlichen Bewertung des Phänomens Recht. Die Islamo-Linke sei eine Realität. Auch in der linksliberalen Tageszeitung „Libération“ warnte ein Kollektiv von Akademikern, dass gewisse sozialwissenschaftliche Forschungen zu Rassen- und Genderfragen eine Tendenz hätten, dogmatisch zu werden und keine Widerrede zuzulassen. 

In einer Grundsatzrede zum politischen Islamismus warnte auch Frankreichs Präsident Macron, es gebe Kinder und Enkelkinder aus der Immigration, die ihre Identität im Licht linker postkolonialer Theorien begreifen würden. Mit solchen Theorien nährten bestimmte linksislamische Kräfte den Hass auf die Republik und förderten damit den islamischen Separatismus.

Mehrere Minister Macrons distanzierten sich allerdings von ihrer Kollegin Vidal. Diese bedauerte die ausufernde Kontroverse, nahm aber ihre Äußerung nicht zurück. Die Zeitung „Le Figaro“ kommentierte: „Was die akademische Freiheit und bald auch die Meinungsfreiheit insgesamt bedroht, ist nicht Frédérique Vidal, sondern sind vielmehr diese indoktrinierten Anhänger, die verbissen gegen eine Zivilisation ankämpfen, die sie als an sich schuldig beurteilen. Die Islamo-Linke ist nur ein Aspekt dieser hochentwickelten Dummheit. Und darin besteht die große Gefahr: Intelligenzverfall, Auslöschung der Kultur.“