24.04.2024

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19.03.21 / Vorverurteilt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-21 vom 19. März 2021

Vorverurteilt
Hans Heckel

Erneut sind zwei prominente Zeitgenossen ins Visier von „Sexismus“-Vorwürfen geraten. Es handelt sich um den „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und den Intendanten der Berliner Volksbühne Klaus Dörr.

In beiden Fällen bleiben die Anklägerinnen anonym, die Vorwürfe irritierend verwaschen. Entweder, es wird nicht einmal präzisiert, worin die vermeintlichen sexuellen Übergriffe bestanden haben sollen, oder die „Hinweise“ strotzen von verräterischen Formulierungen wie „so scheint es“ oder es „soll“ so funktioniert haben.

Die Vorverurteilung der Angeprangerten nimmt dennoch ihren offenkundig erwünschten Verlauf. Reichelt ist vorerst von seinen Pflichten entbunden worden. Ob er nach einem Freispruch auf den Chefsessel der größten deutschen Boulevardzeitung zurückkehrt, bleibt ungewiss.

Gewiss ist jedoch, dass Reichelt mit dem Kurs, den er bei „Bild“ fuhr, vielen auf die Füße getreten ist. Etliche Jahre hindurch hatte sich das Springer-Blatt an Kanzlerin Merkel und den Regierungskurs angeschmiegt. Die Auflage fiel daraufhin steil ab.

Reichelt führte die Zeitung zurück auf die Linie eines echten Boulevardblattes, das dem Volk aufs Maul schaut und dessen Stimmungen mit meist zielgenauen Texten in deftige Worte fasste. Das Totalversagen der Regierung in der Corona-Krise fand bei Reichelts „Bild“ keinerlei Schonung.

Da kann man den Verdacht nicht unterdrücken, dass ein unbequemer Journalist mit dem Mittel der Kampagne zur Strecke gebracht werden soll. Im Falle von Klaus Dörr formuliert die Sprecherin einer radikalfeministischen Gruppe ganz offen, dass es ihr nicht „nur“ um den Kopf des Intendanten gehe, sondern auch um die Veränderung der Machtverhältnisse im Haus. Voilà!