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19.03.21 / Der Wochenrückblick / Die Konkubine kann gehen / Warum die „Dienste“ der Union nicht mehr benötigt werden, und wie wir die FDP zur Strecke bringen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-21 vom 19. März 2021

Der Wochenrückblick
Die Konkubine kann gehen
Warum die „Dienste“ der Union nicht mehr benötigt werden, und wie wir die FDP zur Strecke bringen
Hans Heckel

Das ist überraschend: Normalerweise sind Spitzenpolitiker doch manisch ehrgeizig – sonst wären sie ja gar nicht an die Spitze gelangt. Demzufolge können sie es gar nicht abwarten, noch eine Stufe höher zu klettern, und sehnen daher das große Armdrücken fieberhaft herbei, bei dem sich entscheidet, wer den Pokal holt.

Beim Ringen um den Posten des Kanzlerkandidaten der Union scheint jedoch alles anders zu laufen, weshalb man von „Ringen“ gar nicht sprechen mag. Vielmehr umschleichen die beiden Anwärter die vermeintliche Traumposition wie eine giftige Pflanze, die einem Superkräfte verleihen, aber auch genauso gut einen grausigen Tod bringen kann. Wobei die Aussicht auf den Tod nach den beiden Landtagswahlen deutlich plastischer erscheint als noch vergangene Woche. „Zwischen Ostern und Pfingsten“ falle die Entscheidung, sagt Armin Laschet, aber eher kurz nach Ostern als erst am Pfingstsonntag ... oder so. 

Wovor haben die beiden bloß so eine Angst? Vor Merkel natürlich. „Es sind blasse, weiche Figuren, die in der Merkel-CDU ihren Weg gemacht haben“, resümiert „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt. Das heißt: Wer weder blass noch weich genug ist, läuft Gefahr, von der Immer-noch-Regierungschefin zertrampelt zu werden. Wer auch immer als Kanzlerkandidat für die Union antritt, hat also nur die Wahl, entweder als blasser, weicher Schatten der Amtsinhaberin durchs Gebüsch zu schleichen oder mitten im Wahlkampf den Groll der grünen Kanzlerin im schwarzen Gewand auf sich zu ziehen. Die lässt sich bestimmt was einfallen, und die grün-roten Medien werden ihr gerne dabei zur Seite stehen.

Das Leben kann so was von ungerecht sein: Spätestens seit der abrupten Energiewende vor zehn Jahren (die nötig wurde, weil uns schlagartig zu Bewusstsein gekommen war, wie sehr die Tsunami-Gefahr Deutschland bedroht) hebt die CDU ihren Rock vor der grünen Ideologie wie eine willige Mätresse. Wie oft hat sie sich hingegeben, denken wir nur an die „No Borders, No Nation“-Grenzöffnung von 2015! Grüner, ja linksradikaler kann Politik gar nicht sein.

Und jetzt wollen die Grünlinken die CDU einfach vom Hof verbannen, wie eine in die Jahre gekommene Konkubine, deren „Dienste“ nicht länger benötigt werden, weil man was Besseres in Aussicht hat – nämlich die Traumliaison Grün-Rot-Dunkelrot. 

Mit den Kommunisten? Schreckt das nicht die Wähler ab? Ach was, auch in dieser Hinsicht hat die schwarze Konkubine gute Vorarbeit geleistet. Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident Daniel Günther warb bereits 2018 dafür, sich gegenüber Koalitionen mit der Linkspartei offen zu zeigen und die „Scheuklappen“ abzulegen. In Wahrheit meinte er allerdings nicht „abzulegen“, sondern „anzulegen“, damit jene Scheuklappen der CDU den Blick auf den blutroten Rand der kommunistischen Bewegung ersparen, während sie glasigen Auges ihrem eigenen Untergang entgegen eselt.

Wenn die Union also nun vor einer grünlinks-ultralinken Front warnt, müssen die anderen nur „Günther“ flöten oder daran erinnern, wer Bodo Ramelow in Thüringen zur Macht verholfen hat, schon ist die Luft raus. Aber womit soll die Union denn dann bloß werben? Man könnte sich auf das klassische Profil der deutschen Christdemokraten besinnen und hervorkehren, wie verlässlich und bodenständig man doch immer gehandelt habe. Und wie wichtig dies gerade in dieser schweren, stürmischen Zeit sei.

Sicher, klingt erst mal gut. Allerdings: Wenn jemand, der seit einer kleinen Ewigkeit seinen eigentlichen Gegnern nach dem Mund geredet hat, auf einmal mit seiner „Verlässlichkeit“ wirbt, könnte das die helleren Köpfe in der Wählerschaft zu derben Antworten animieren.

Zumindest scheint es angezeigt, dass man in der Union die eigenen Reihen schließt, sonst kann man die Sache gleich vergessen. Das Dumme ist nur, dass Opportunisten alles Mögliche drauf haben, nur eines zählt ausgerechnet nicht zu ihren Stärken: Loyalität. Erst diese Woche hat Markus Söder Rücktrittsforderungen gegen Gesundheitsminister Jens Spahn mit den Worten zurückgewiesen: „Das würde jetzt nicht helfen.“ 

Tiefer konnte er den Dolch in den Rücken seines Unionskollegen kaum rammen. Er hätte auch sagen können: „Ich wäre den Deppen ja selbst gern los. Aber im Moment passt das irgendwie nicht in die Schlachtordnung. Also müssen wir mit der Knalltüte leider noch eine Weile leben.“

Das Schauspiel der Union sorgt im linken Lager verständlicherweise für ausgelassene Hochstimmung. Nur die derzeitigen Umfragen trüben die Euphorie. Nach denen reicht es nämlich noch nicht für Grün-Rot-Dunkelrot im Bund. Da muss man sich also noch Mühe geben. Erstes Mittel der Wahl wäre ein publikumsträchtiger Skandal, gut terminiert kurz vor der Bundestagswahl.

So was wie der jüngste „Maskenskandal“ wäre hilfreich. Wer weiß, vielleicht haben sie da ja schon längst was im Magazin, womit nicht nur jenes Magazin an der Hamburger Ericusspitze gemeint ist. Solche Skandale verwahren deren Aufdecker oft monatelang in der Schublade, um sie erst im wirkungsvollsten Augenblick hervorzuziehen. Kurz vor einem Urnengang beispielsweise. Wir dürfen freudig gespannt sein, was man uns im September serviert, um die Wahlchancen des Linksbündnisses in letzter Minute noch zu optimieren.

Als Ärgernis erweist sich die FDP. Die sollte für den Plan B bereitstehen, die Ampel aus Grünen, SPD und Liberalen, falls der Pakt mit den Kommunisten nicht für die Mehrheit reicht. Im Grunde war man sich sicher, dass die Freidemokraten auch gar keine andere Wahl hätten und um jeden Preis ampeln würden, wenn man sie dazu einlüde. In so einer Koalition könnte man die (eigentlich bei den Linken ganz besonders verhasste) „Kapitalistentruppe“ Schritt für Schritt ihrer Inhalte entkleiden, bis sie genauso nackt dasteht wie heute die Union.

Das scheint Parteichef Christian Lindner indes zu wittern und spielt nicht recht mit. Überdies vom eigenen Wählerzuwachs im Südwesten beflügelt macht der freche Wicht auf „eigenständig“ und lässt die Ampelträume vorerst an sich abperlen. Wir wollen hoffen, dass in den Schubladen der Skandal-Aufkocher auch noch etwas gegen die Liberalen vor sich hin reift, das man denen zu gegebener Zeit ins Gesicht schleudern kann. So etwas dürfte sie bescheidener werden lassen.

Nachdem man mithilfe von CDU und FDP zuerst die AfD an die Wand gedrückt hat, um danach die CDU in den Graben zu schupsen, wäre die Strecke der erlegten bürgerlichen Parteien schließlich nicht vollständig, bevor nicht auch die Freidemokraten im Orkus gelandet sind. Ein kleiner Parteispenden-Krimi vielleicht? Die alten Hits sind doch immer noch die besten! Oder ein FDP-Mann, der mit einem AfD-Funktionär essen war? Oder der einen kennt, der mit einem AfD-Funktionär ...? Egal. Genossen, wir verlassen uns auf euch!