Susanne Hennig-Wellsow, neue Co-Vorsitzende der Linken, wurde letztes Jahr durch ihre Umgangsformen bekannt, als sie dem damaligen Ministerpräsidenten von Thüringen, Thomas Kemmerich, trotzig einen Blumenstrauß vor die Füße warf. Nun hat sie dem im Internet abrufbaren Format „Jung & Naiv“ ein langes Interview gegeben, welches weitere Defizite offenbart. Ihre Vorliebe zum Deftigen ist unverändert, so erfährt man, wer ihr „in der Disko schon mal vor die Füße gekotzt hat“. Bezüglich der Bundeswehr herrscht Unkenntnis (siehe Seite 12), politischer Realismus ist wenig ausgeprägt. Für „offene Grenzen“ sei sie, „der Mensch, der den ersten Zaun gebaut hat, gehört heute noch bestraft“. Dass dies eine Anleihe bei Rousseau ist, ist ihr wohl kaum bewusst. Der Mindestlohn solle bei „14, 15 Euro“ liegen. Wegweisende Sätze wie „Never mit den Nazis oder der AfD“ folgen. Auf die Frage des Moderators, ob sie eine Vision habe, entfährt der durchweg unsicheren Parteichefin zunächst lediglich die Reaktion: „Für was?“ E.L.