26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 12-21 vom 26. März 2021 / Leichte Muse / Zwischen Heringsdorf und Swinemünde / … steht ein Strandkorb an der See – eine musikalische Reise in die Vergangenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12/21 vom 26. März 2021

Leichte Muse
Zwischen Heringsdorf und Swinemünde
… steht ein Strandkorb an der See – eine musikalische Reise in die Vergangenheit
Brigitte Stramm

Die Urlaubssaison steht wieder vor der Tür. Corona-bedingt werden viele Urlauber in Deutschland buchen. Da ist die Insel Usedom mit den drei Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin ein beliebtes Ziel. Auch das benachbarte, jetzt polnische Seebad Swinemünde gehörte zu den Perlen der Ostseebäder. Tauchen Sie jetzt in längst vergangene Zeiten ein. 

Vieles hat sich geändert, doch geblieben ist die inzwischen wunderbar restaurierte Bäderarchitektur, die uns damals wie heute zeigt, welche Juwelen diese Seebäder darstellen. Anders sieht es leider in Swinemünde aus, das Seebad wurde 1945 durch Bombenangriffe weitgehend zerstört und hat seine ursprüngliche Schönheit noch nicht wieder erlangt. 

Seitdem ich im vergangenen Jahr den Badeschlager aus den 1920ern, „Zwischen Heringsdorf und Swinemünde“ gehört habe, lässt mich dieser Ohrwurm einfach nicht wieder los. Gesungen hat ihn Max Mensing, es spielte das Saxophon-Orchester Dobbri. Das Lied entspricht dem damaligen Zeitgeschmack, ist aber so eingängig, dass man es auch heute recht bald ständig trällert.

Mondäne Ostseebäder

Die Gedanken gehen zurück. Man sprach damals von den mondänen Ostseebädern, zu denen auch Zoppot und Cranz gehörten. Es tummelte sich dort die damalige Prominenz. Es haben zum Beispiel der Stummfilmstar Henny Porten, der bedeutende Staatsmann und Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann und viele Größen aus Politik und Wirtschaft dort ihren Urlaub verbracht, beziehungsweise sie hatten ein eigenes Sommerhaus. 

Man mag sich die breiten Promenaden, den Kurpark mit den Konzertmuscheln vorstellen, die ein buntes Musikprogramm boten. So traf man sich zum Beispiel bereits zum Frühkonzert im Hotel Esplanade, wo die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Kapelle Bernhard Etté spielte. Ein Tanzmeister und seine Gattin bemühten sich um die Alleinstehenden unter den Kurgästen und die Tanzfläche füllte sich zusehends. Höchst elegant gekleidet bewegte man sich damals. Auf den Seebrücken flatterten die Fahnen vieler Nationen. 

Die Gastronomie und die Geschäfte boten für jeden etwas. In der Bar „Meran“ hielt sich hauptsächlich das betuchte Publikum auf, mit volkstümlichen Preisen dagegen lockte die Gaststätte „Wien-Berlin“. Überall war man um die Gäste bemüht.

Doch auch das Arbeitsleben wurde mit Interesse von den Gästen wahrgenommen. Man beobachtete gerne die Fischer, die zum Fang ausliefen beziehungsweise zurückkehrten. Auch konnte man sich bei den Fischerfamilien ein Boot ausleihen und auf die See hinaus rudern. Bei ganz klarer Sicht schweifte der Blick bis zur Greifwalder Oi. Doch wichtig waren natürlich das Bade- und Kurleben, das war schließlich der Grund des Aufenthalts an herrlich frischer Seeluft.

Das genannte Lied ist nicht das einzige, das mit einer eingängigen Melodie diese Bäder musikalisch bedacht hat. Auch der bekannte Schlager „In Swinemünde träumt man am Strand“ von 1924, im Jahr 1927 sang man „Ich fahr auf 14 Tag’ nach Swinemünde“, es sang Max Kuttner. In den 1930ern spielt das Orchester Oskar Joost mit den Spree-Revellers, bei denen auch Rudi Schuricke sang, „Das sind die Nächte von Swinemünde“. 

Sicher wird man mit weiteren Titeln fündig werden. Im Internet, zumeist bei YouTube, kann man diese Raritäten entdecken, die auch heutzutage viele Liebhaber gefunden haben. Zeugen sie doch von einer Zeit, die es so nicht mehr gibt, die aber durch viele Fotos, Berichte und auch die Erinnerungen unserer Zeitzeugen präsent geblieben ist. 

Wenn ich zum Beispiel in Zoppot weile, habe ich stets die alten schönen Postkarten-Bilder vor Augen und erinnere mich gerne an Erzählungen, in denen von der Kapelle Ernst Stieberitz berichtet wurde, die dort unter anderem in der Musikmuschel aufspielte.