20.04.2024

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Folge 13-21 vom 01. April 2021 / Historische Aufarbeitung / Ihre Relevanz steht außer Frage / In den noch nicht rekonstruierten Unterlagen dürften noch manche Überraschungen schlummern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-21 vom 01. April 2021

Historische Aufarbeitung
Ihre Relevanz steht außer Frage
In den noch nicht rekonstruierten Unterlagen dürften noch manche Überraschungen schlummern

Die Rekonstruktion der zerrissenen Stasi-Unterlagen ist von höchster Wichtigkeit für die zeitgeschichtliche Forschung sowie die Aufarbeitung und Wiedergutmachung von DDR-Unrecht sowie die Enttarnung von ehemaligen MfS-Agenten oder -Zuträgern in ganz Deutschland. Das zeigen bisher bereits von Hand oder mit Computerunterstützung wiederhergestellte Dokumente.

Als Inoffizielle Mitarbeiter enttarnt wurden auf diese Weise der thüringische Landesbischof Ingo Braecklein (IM Ingo), der Schriftsteller Sascha Anderson (IM David Mentzer) sowie der Theologieprofessor und spätere Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin Heinrich Fink (IM Heiner). Wiederhergestellt wurden darüber hinaus diverse Opferakten von DDR-Regimekritikern, darunter die Schriftsteller Stefan Heym und Jürgen Fuchs sowie der Chemiker Robert Havemann. Die meisten Informationen lieferten dabei die „Operativen Vorgänge“ zur Bespitzelung von Oppositionellen aus dem Fundus der MfS-Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund), die eine ganz zentrale Schaltstelle des Unterdrückungsapparats des SED-Regimes war. 

Daneben boten die wiederhergestellten Stasi-Akten weitere aufschlussreiche Einblicke in die einstige DDR-Realität. So konnten neue Erkenntnisse über das systematische Staatsdoping von minderjährigen Sportlern durch MfS-Offiziere „im besonderen Einsatz“ gewonnen werden. Und die Dokumente offenbarten Details über den Mauerbau im Jahre 1961, die Planungen der Staatssicherheit für den Kriegsfall sowie die Suche nach NS-Kriegsverbrechern.

Hauptverwaltung Aufklärung

Das größte Interesse fanden die wenigen nicht vollkommen zerschredderten und somit noch zusammensetzbaren Relikte, die von der Tätigkeit der legendenumwobenen Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), also dem Auslandsspionagedienst der DDR, künden. In dem, was erhalten geblieben ist, konnten beispielsweise Hinweise darauf entdeckt werden, wie die Staatssicherheit die Gruppe Ralf Forster, eine militärische Tarnorganisation der Deutschen Kommunistischen Partei im Westen, angeleitet und gesteuert hat. Zudem war es nun auch möglich, die näheren Umstände des Untertauchens der Terroristin der Rote Armee Fraktion Silke Maier-Witt in der DDR aufzuklären.

Insofern dürfte in den Abertausenden von Säcken mit bislang völlig unrekon-struiert gebliebenen Stasi-Unterlagen noch mancherlei Überraschung schlummern, denn einige Ereignisse aus der Zeit vor 1989 – auch und gerade in der alten Bundesrepublik – harren weiterhin ihrer endgültigen Aufklärung.W.K.