Unabhängig davon, ob die sogenannte Stasi-Schnipselmaschine des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) nun dazu taugt, die Papierfetzen der zerrissenen Akten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in angemessener Zeit zusammenzusetzen oder nicht, bei der Rekonstruktion des Nachlasses des deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz sowie der privaten Korrespondenz des Abwehrchefs und Widerstandskämpfers Admiral Wilhelm Canaris hat sich die Scan-Technik aus dem IPK bewährt. Im Dezember 2013 wurde der ePuzzler sogar mit dem Innovationspreis der European Association for Research and Technology Organisation (EARTO), einem in Brüssel sitzenden Dachverband europäischer Organisationen für Forschung und Technologie, ausgezeichnet.

Darüber hinaus ist die Technologie des Scannens und Zusammensetzens von Textfragmenten mittlerweile derart ausgereift, dass es dem BStU bei entsprechendem Willen ein Leichtes wäre, notfalls einen anderen Kooperationspartner zu finden, um mit dessen Hilfe der händischen Zusammensetzung der 600 Millionen Papierfetzen, die bei einem Personaleinsatz wie dem jetzigen noch acht Jahrhunderte dauern könnte, ein nachhaltiges Ende zu bereiten. Davon zeugen diverse Projekte, bei denen ähnliche Hard- und Software zum Einsatz kam.

Was technisch inzwischen alles möglich ist, demonstrierten Graham Davis und David Mills von der Queen Mary University of London. Die Forscher untersuchten einen kompliziert gefalteten und verklebten Brief aus dem Jahre 1697, dessen Öffnung zur Zerstörung des historischen Dokuments geführt hätte. Mittels ihres Scanners samt entsprechender Software gelang den Briten die virtuelle Entfaltung und Lesbarmachung des Schriftstücks. Ähnlich gingen israelische Wissenschaftler vor, die zerbröselnde Schriftrollen aus biblischer Zeit entzifferten, ohne Hand an sie zu legen.W.K.