23.04.2024

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Folge 13-21 vom 01. April 2021 / Pandemie-Blüten / Das Wesen des Homo coronensis / Unbemerkt von der Wissenschaft ist nicht nur das Virus mutiert, sondern auch der Mensch – jedenfalls eine ganze Menge von seiner Gattung: Sarkastische Betrachtung eines Zeitphänomens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-21 vom 01. April 2021

Pandemie-Blüten
Das Wesen des Homo coronensis
Unbemerkt von der Wissenschaft ist nicht nur das Virus mutiert, sondern auch der Mensch – jedenfalls eine ganze Menge von seiner Gattung: Sarkastische Betrachtung eines Zeitphänomens
Wolfgang Kaufmann

Inzwischen ist nicht nur das Coronavirus mutiert, sondern auch der Homo sapiens. Manche Vertreter unserer Art wurden zum Homo coronensis. Solche Mutanten erkennt man als allererstes an den blütenweißen FFP-2-Masken, welche sie grundsätzlich immer tragen, sobald sie die eigene Behausung verlassen. Wobei nicht wenige dieser neuen Menschen ihren Gesichtserker aus der „Mund-Nase-Bedeckung“ herausragen lassen. Aber Hauptsache der Kotau gegenüber der Obrigkeit ist durch das kaffeefilterähnliche Dings im Gesicht vollzogen. Außerdem sind wohl auch beim Virenschutz Placeboeffekte möglich.

Überhaupt wird der Homo coronensis in seinem Tun von einem unerschütterlichen Glauben geleitet. Er vertraut darauf, dass das Todesvirus dadurch gebannt werden kann, dass man alte Menschen von Parkbänken hochscheucht und mit massiver Polizeipräsenz zum Weiterhumpeln nötigt. Er ist sich gewiss, dass es absolut lebensgefährlich ist, in 15,1 statt 14,9 Kilometern Entfernung von der „Unterkunft“ durch den Wald zu spazieren. Und für ihn steht auch unzweifelhaft fest, dass sich die Bundesregierung sehr viel mehr um unser aller Gesundheit sorgt als um ihren Machterhalt.

Gleichzeitig ist der Mutant überaus bescheiden: Arbeiten, Essen, Trinken, Schlafen und ein gerüttelt Maß an täglichen Corona-Sondermeldungen reichen ihm zum Glücklichsein. Vorbei sind die anstrengenden Zeiten, als er noch – um nicht als Kulturbanause und Faultier zu gelten – Interesse an Museen, Theatern und Konzerten heucheln oder gar für seine vergnügungssüchtigen Kinder Geld im Zoo verschwenden musste. Jetzt darf er endlich ruhigen Gewissens vor der Glotze herumhängen und im Dienste der Volksgesundheit verfetten, während der im Freien verbotene Alkohol drinnen in Strömen fließt.

Wohliges Gefühl der Unterwerfung

Aber auch wenn der Körper nun seit einem Jahr immer träger wird: Geistig kann dem Homo coronensis keiner das Wasser reichen. Er kennt alle Regeln zur „Eindämmung des Virus“. Auch die kompliziertesten und unsinnigsten, in denen mehrmals das Wort „Haushalt“ vorkommt. Und wenn sein Nachbar diesbezüglich nicht so fit ist, dann sorgt der nette Mutant hinter der Gardine dafür, dass uniformierte „Freunde und Helfer“ mit Blaulicht heraneilen und Nachhilfeunterricht erteilen. Und unter Einsatz von Pfefferspray, wenn die Kindergeburtstagsfeiernden gar zu angriffslustig mit ihren rosa Luftballons drohen.Aggressionen vermag indes auch der Mutant zu entwickeln. Jedoch nur, wenn ihm Corona-Leugner über den Weg laufen. Schließlich wollen diese sein behagliches pandemisches Biotop zerstören, in dem er so prächtig gedeihen konnte. Aber da der Homo coronensis ja zumeist verschüchtert zu Hause bleibt und Zusammenrottungen haushaltfremder Menschen meidet wie der Teufel das Weihwasser, ist die Gefahr von Zusammenstößen nicht sonderlich groß.

Ein lupenreiner Mutant hat außerdem die geniale Corona-Warn-App auf seinem Smartphone installiert. Die schützt ihn zwar nicht vor Ansteckung, erzeugt aber genau wie die Maske ein wohliges Gefühl der Unterwerfung. Angst vor einem Verlust der Privatsphäre hat er dabei nicht. Schließlich ist der Staat hierzulande ja unendlich vertrauenswürdig und hat bisher noch nie sein Wort gebrochen, wenn es um verfassungsmäßig garantierte Bürgerrechte wie das Telekommunikationsgeheimnis geht. Darüber hinaus kann die App auch nicht petzen, was der Mutant im Schlafzimmer mit seiner Frau anstellt, die als Lehrerin den ganzen Tag Kinder aus Haushalten bändigen musste, in denen man Corona höchstens als Biersorte fürchtet. Aber selbst wenn: Er hat ja nichts zu verbergen.

Er trüge auch eine Schlumpfmütze

Und natürlich fiebert der Homo coronensis der rettenden Impfung entgegen. So wie einem Initiationsritus, durch den er erst zum vollwertigen Vertreter seiner Spezies avanciert. Er kann es gar nicht erwarten, den inzwischen etwas angespeckten Oberarm zu entblößen und die experimentelle Brühe zu empfangen, welche der Pandemie ein Ende setzen und ihm sämtliche Freiheiten zurückbringen soll. Wobei er die eigentlich gar nicht mehr benötigt, weil er sich längst in der Unfreiheit eingerichtet hat und das als „Neue Normalität“ feiert.

Alles in allem ist der Homo coronensis der perfekte Untertan, was aber keineswegs zu Verschwörungstheorien über die Herkunft des Virus verleiten darf. Der mutierte Homo sapiens fühlt sich glücklich, wenn er ein Rädchen im Getriebe des zur Höchstform aufgelaufenen Maßnahmen-, Kontroll- und Züchtigungsstaates sein darf. 

Natürlich nur, solange seine Blase der scheinbaren Sicherheit nicht platzt. Vielleicht, weil er sich trotz aller Hygienehysterie infiziert hat oder gar anderweitig erkrankt, da der Staat es nicht auf die Reihe bekommt, die wirklichen Gefahren für seine Gesundheit zu eliminieren. Oder, weil seine finanzielle Basis wegbricht, sobald unserem smarten Finanzminister das Geld ausgeht, mit dem er das Zuhauseglucken, Alleszusperren und Nullkurzarbeiten bislang subventioniert hat oder hätte sollen. 

Ebenso könnte der Homo coronensis aber auch plötzlich rebellisch werden, wenn der ganze Schwindel um Inzidenzwerte, PCR-Tests, Masken- und Villenkäufe und so weiter mit einem großen Knall explodiert und die Regierenden nun für jedermann sichtbar als das dastehen, was sie schon lange sind: Kaiser ohne Kleider.

Dann tut er wahrscheinlich das Gleiche wie die Mutanten von der einstmals weit verbreiteten Art Homo socialisticus: Er schreit „Dat ham wir doch alles ni jewusst!“ und „Offhängn, die Vorbrechor!“. Dem folgt das wollüstige Andienen bei den neuen Machthabern, ganz egal, welcher Couleur diese auch immer sein mögen. 

Sollte die Nach-Corona-Diktatur nun beispielsweise statt weißer Kaffeefilter im Gesicht zur Virenabwehr blaue Schlumpfmützen als probate Vorbeugung gegen Asteroideneinschläge verordnen, dann läuft er eben künftig als Schlumpf herum. Und zwar nicht gequält und frustriert, weil er einen peinlichen Anblick bietet, sondern glücklich. Denn er hat wieder jemanden gefunden, der ihm sagt, was er tun muss, um eine tödliche Gefahr von sich selbst und der ganzen Menschheit abzuwenden.