24.04.2024

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Folge 13-21 vom 01. April 2021 / Frohe Ostern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-21 vom 01. April 2021

Frohe Ostern

Ostern ist in diesem Jahr anders, nicht nur, dass Osterbesuche, Urlaub und schöne Ausflüge ausfallen – es will sich wohl auch keine richtige Osterstimmung einstellen. Bei Fahrten durchs Land fällt auf, dass es kaum Osterdekorationen gibt. In Schleswig-Holstein ist das jedenfalls so. Schade, sonst sah man überall mit Ostereiern dekorierte Gärten, auch Häschen durften nicht fehlen. Das waren stets so schöne Farbtupfer in der beginnenden Frühlingszeit. 

Ostern, die Feier der Auferstehung Jesu, ist für alle Christen das höchste Fest. Doch auch viele volkstümliche Bräuche ranken sich um die Osterzeit. Schön, dass sie noch in vielen Familien präsent sind, immer wieder weitergegeben werden, von Generation zu Generation.

Willi Treetzen, in Misdroy geboren, und seine Frau haben für ein Zeitungsinterview pommersche Osterbräuche festgehalten: Alte Bräuche drehten sich um Kulinarisches, um innere und äußere Reinigung, aber es gab auch neckische Sitten, Spiele oder Traditionen wie das Osterreiten. In Misdroy hat man zu Ostern erlebt, wie junge Mädchen Wasser über die Köpfe gekippt kriegten. Das hatte etwas mit Reinlichkeit, aber auch der Reinheit der Jungfrauen zu tun. Junge Frauen wurden am Ostermorgen vor Sonnenaufgang zum Wasserschöpfen an Bach oder Fluss geschickt. Sie mussten das stumm erledigen, das Wasser wortlos heimtragen. Dieses Osterwasser sollte Wunderkraft und segnende Wirkung haben. Die Burschen suchten die schweigenden Wasserholerinnen zu erschrecken. Falls die Mädchen schrien oder redeten, wurde das Wasser wertloses „Schlatterwasser“.

Am Gründonnerstag gab es nur Grünes – Suppe mit neun frischen Kräutern, Schnittlauchsuppe, Spinat aus jungen Brennnesseln. Treetzens kennen das: „Man isst Salat, Bohnen, grüne Klöße.“ Karfreitag gibt es Fisch, am Sonntag zum Ende der Fastenzeit Fleisch wie Lamm oder Rinderbraten. Auch das Verhalten war vorgeschrieben: Karfreitag war ein stiller Tag. Nur das „Ratschen“ oder „Osterschnarren“ war erlaubt. Kleine Jungs machten mit Klappern oder „Rumpelkasten“ Lärm und erbaten sich Eier oder Geld. Singen und Pfeifen war an diesem Tag untersagt, man ging natürlich zur Kirche, arbeitete nur das Nötigste.

Am Karsonnabend wurden der Hausputz vollendet, das Osterbrot gebacken und die Ostereier gefärbt. Am Sonntag trugen Kinder Osterkörbchen mit Grundnahrungsmitteln wie Brot und Eiern in die Kirche zum Segnen. Und die jungen Mädchen wurden „gestiept“. „Stiepen“ waren dünne Reiser oder Ruten aus Zweigen. „Osterstiepen“ war den jungen Männern vorbehalten, die mit den Osterruten ins Zimmer der Dorfschönen stiegen – und in der Regel genau wussten, wo welches Mädchen schlief. Sie zogen der Auserwählten die Decke weg, versetzten ihr leichte Schläge mit den Ruten und riefen: „Stiep, stiep Osterei, gibts Du mir kein Osterei, stiep ich Dir Dein Hemd entzwei.“ Die Mädchen gaben Süßes wie Marzipaneier.

Überliefert sind auch verschiedene Spiele mit hart gekochten Eiern: Eiertrudeln oder Kullern und Eierpicken. 

Die Treetzens haben nach alter Methode bemalte Ostereier im Wohnzimmer hängen. Und am Ostersonntag gibt es Fleisch.BS

Willi Treetzen ist Vorsitzender der Pommerngruppe Neumünster und Stellvertretender Landesvorsitzender der Pommern in Schleswig-Holstein