23.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Krebstote / Patienten blieben unversorgt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Krebstote
Patienten blieben unversorgt

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt die Corona-Pandemie für viele zusätzliche Krebstote auf unserem Kontinent. Die Situation hinsichtlich der Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen ist „nichts weniger als katastrophal“, so Hans Kluge, der WHO-Regionaldirektor für Europa. Die Dramatik der Lage zeigt eine Studie von Forschern vom National Institute for Health Research (NIHR) der Universität Birmingham unter Alvina Lai, welche im „British Journal of Surgery“ erschien. Diese basiert auf Daten von 359 Kliniken in 71 Ländern, darunter auch 34 großen Krankenhäusern in Deutschland.

Daraus geht hervor, dass hierzulande 2020 während der ersten Welle der Pandemie 908.759 geplante Operationen verschoben wurden, darunter 52.000 aufgrund von Krebserkrankungen. Somit sank die Zahl der Eingriffe bei malignen Tumoren um ein Viertel. Deshalb gehen die Mediziner nun von rund 18.000 mehr Krebstodesfällen 2020/21 aus – was auf einen Anstieg von 20 Prozent hinausläuft.

Dabei hatten nicht nur die hintangestellten oder ausgefallenen Operationen eine fatale Wirkung, sondern ebenso der zu späte Beginn von Chemotherapien und die Verschleppung von Untersuchungen bei Krebsverdacht. Die Zahl dieser medizinischen Maßnahmen ging während des ersten Lockdowns um 60 beziehungsweise

 76 Prozent zurück. Das führte zu Diagnostik- und Therapieverzögerungen von bis zu 89 Wochen. Noch liegen keine Angaben vor, wie sich die Situation ab Sommer 2020 entwickelte, aber sicher kann auch hier von keiner Normalisierung ausgegangen werden.

Laut WHO hatte jedes dritte europäische Land die Versorgung von Krebspatienten mit Ausbruch der Corona-Pandemie zurückgefahren, und in den ärmeren Ländern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas herrschten sogar noch sehr viel schlimmere Verhältnisse: Dort blieben oft drei von vier Krebspatienten mit einem Schlag sich selbst überlassen. W.K.