26.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Hans-Böckler-Stiftung / „Qualität ist nach wie vor gefragt“ / Wovon in Deutschland die Höhe des Verdienstes abhängt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Hans-Böckler-Stiftung
„Qualität ist nach wie vor gefragt“
Wovon in Deutschland die Höhe des Verdienstes abhängt
Peter Entinger

Wovon es abhängt, wie viel Geld nach einem Arbeitsmonat auf das eigene Konto fließt, darüber gibt eine Auswertung von über 62.000 Datensätzen des Portals Lohnspiegel.de Auskunft, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Demnach ist einer der Faktoren, die in Deutschland innerhalb der gleichen Berufsgruppe die Höhe der Gehälter bestimmen, das Anforderungsniveau einer Tätigkeit. Entscheidend seien ebenfalls das Geschlecht, die Betriebsgröße, das Bundesland und ob der Arbeitgeber nach Tarifvertrag zahlt. „Auch hier können die Lohnunterschiede erheblich sein und sich im Jahr auf mehrere tausend Euro belaufen“, erklärt Malte Lübker, Lohnexperte am WSI.

Plädoyer für Tarifverträge

Frauen verdienen demnach trotz gleicher Qualifikation in einem vergleichbaren Berufsfeld immer noch rund acht Prozent weniger als Männer. In kleinen Betrieben liege das Gehalt etwas sechs Prozent unter dem von Mitarbeitern bei einem Mittelständler. Dagegen schlage ein Job in einem Großunternehmen mit einem Plus von satten neun Prozent zu Buche. 

Wenig überraschend für eine Studie eines gewerkschaftsnahmen Instituts kommt die Umfrage zu dem Ergebnis, dass tarifgebundene Betriebe deutlich mehr zahlen. Das Lohnplus liege dort im Durchschnitt bei elf Prozent. „Es lohnt sich also für die Beschäftigten in tariflosen Betrieben, für einen Tarifvertrag zu kämpfen, auch wenn der Weg dahin nicht immer einfach ist“, so Lübker.

Am besten gezahlt werde in Baden-Württemberg und Hamburg. Dort lägen die Gehälter für vergleichbare Tätigkeiten um sieben beziehungsweise sechs Prozent über dem Niveau des bevölkerungsstärksten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, das für die Berechnungen als Vergleichsmaßstab verwendet wurde. Am schlechtesten gezahlt werde immer noch in den mitteldeutschen Flächenländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. 

Durch die Nähe zu Ballungsräumen wie Berlin oder Hamburg hätten die Einwohner der neuen Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dagegen gute Ausweichmöglichkeiten. Dies führe in diesen Ländern zu einem Fachkräftemangel. „Eine Niedriglohnpolitik kann keine sinnvolle Antwort auf fehlende Fachkräfte sein, wenn 60 Autominuten entfernt im gleichen Beruf deutlich mehr gezahlt wird“, schreiben die Autoren. 

Der wichtigste Faktor sei aber immer noch die Ausbildung. Wer nach einer zwei- bis dreijährigen Berufsausbildung noch eine Meister- oder Technikerausbildung absolviere, könne mit einem Gehaltsplus von etwa 14 Prozent rechnen. „Qualität ist nach wie vor gefragt“, so Lübker.