25.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Nicht Putins Fall?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Nicht Putins Fall?
Manuela Rosenthal-Kappi

Wegen Rückenschmerzen, Lähmungserscheinungen in den Beinen und weil sein Arzt nicht zu ihm in die Strafkolonie gelassen wurde, ist Alexej Nawalnyj in den Hungerstreik getreten. Als letztes Mittel, wie er sagt, um gehört zu werden. Über seinen gesundheitlichen Zustand und die berüchtigte Strafkolonie Pokrow berichtet er regelmäßig in den sozialen Netzwerken.

Der Kreml sieht keinen Handlungsbedarf. „Das ist keine Angelegenheit auf der Tagesordnung des Staatsoberhaupts“, ließ Kremlsprecher Dmitrij Peskow wissen. Stattdessen ist Wladimir Putin mit für ihn Wichtigerem beschäftigt. Am Wochenende unterschrieb er eine Verfassungsänderung, die ihm ein Weiterregieren bis zum Jahr 2036 erlaubt. Damit ginge er als dasjenige Staatsoberhaupt in die Geschichte ein, das Russlands Geschicke am längsten gelenkt hat. Putin mag im Augenblick glauben, dass ihm der Fall Nawalnyj nicht schaden könne, doch der Unmut in der Bevölkerung, vor allem der jungen, wächst stetig. Und Nawalnyj wird nicht klein beigeben, solange es ihm gelingt, im Gefängnis nicht ernsthaft zu erkranken. Denn das wäre sein Ende, so sagen ehemalige Inhaftierte wie Michail Chodorkowskij oder die Menschenrechtlerin Olga Romanowa von der Organisation „Russland hinter Gittern“. 

Ärzte eines Krankenhauses in Wladimir veranlassten eine MRT-Untersuchung und befanden, dass Nawalnyj simuliere. Sollte der Kremlkritiker jedoch ernsthaft Schaden nehmen, dürfte sich der Zorn der Bevölkerung, die seit Langem schon sensibilisiert ist für die Misshandlungen und Menschenrechtsverletzungen in russischen Gefängnissen, sich auch gegen Putin richten. Er müsste sich wohl oder übel mit dem Fall des Märtyrers Nawalnyj auseinandersetzten.