26.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Bundeswehr / Jürgen Schumann statt Marseille

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Bundeswehr
Jürgen Schumann statt Marseille
Manuel Ruoff

Schon seit vergangenem Jahr gibt es konkrete Planungen, die Truppenunterkunft des Fliegerhorsts Uetersen in Schleswig-Holstein, die seit 1975 nach dem 1942 gefallenen deutschen Jagdflieger Hans-Joachim Marseille „Marseille-Kaserne“ heißt und in der 1988 die Unteroffizierschule der Luftwaffe aufgestellt wurde, in „Jürgen-Schumann-Kaserne“ umzubenennen. Einen weiteren Schritt in diese Richtung ist am 26. März der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Ger­hartz, mit einem Tagesbefehl gegangen. Dort heißt es:

„Am heutigen Tag möchte ich der Traditionspflege in der Luftwaffe einen weiteren starken Impuls geben und dabei bislang ungenutzte Potentiale und große Chancen nutzen. Vergangenes Jahr haben wir uns mit der neuen Regelung zur Traditionspflege in der Luftwaffe das Ziel gesetzt, die eigene Geschichte ab 1956 stärker als den zentralen Bezugspunkt unserer Tradition herauszustellen. Gerade an unserer Offizierschule und Unteroffizierschule hat die Traditionspflege eine besondere Bedeutung. Hier erfolgt die wichtige Prägung unseres jungen Führungspersonals. Auf Initiative unserer jungen Kameradinnen und Kameraden setzen wir an diesen beiden neuen Schulen neue Impulse, um an beispielgebende Personen, Prinzipien und Leistungen zu erinnern: ... Die USLw [Unteroffizierschule der Luftwaffe] in Appen hat zusammen mit den Angehörigen des Standortes Namensvorschläge für eine Kasernenumbenennung gesammelt und nach einer Befragung aller Standortangehörigen Jürgen Schumann als neuen Namensgeber ausgewählt. Er war Starfighterpilot, Hauptmann der Luftwaffe und begann beim Fluganwärterregiment in Appen seine fliegerische Grundausbildung. Nach seiner Dienstzeit in der Luftwaffe flog er als Pilot bei der Lufthansa. Als Kapitän der ,Landshut‘ wurde er am 16. Oktober 1977 von den Entführern erschossen. Er hat sein Leben vor das Leben seiner Passagiere gestellt, als er versuchte, mit den Geiselnehmern zu verhandeln und den Behörden Informationen über die Anzahl der Geiselnehmer zu geben. Sein Mut und sein Verantwortungsbewusstsein sind beispielgebend. Ich billige diesen Vorschlag ausdrücklich und werde das weitere Verfahren zur Genehmigung durch die Bundesministerin der Verteidigung in die Wege leiten. Der frühere Namensgeber soll indes weiterhin aktiv für eine differenzierte Auseinandersetzung im Rahmen der historisch-politischen Bildung unserer jungen Unteroffizieranwärter genutzt werden …“

Abgesehen davon, dass Marseille als 1942 Verstorbener nicht zur „eigenen Geschichte ab 1956“ gehört, geht Gerhartz in seinem Tagesbefehl mit keinem Wort darauf ein, warum überhaupt nach Alternativen zu Marseille als Namensgeber gesucht wurde.