19.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Radtour / Auf den Spuren der fränkischen Hohenzollern / Im Frühling werden viele Lockdown-Geplagte ihre Räder wieder fit machen – Ein Ausflug im Zollernland in und um Nürnberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Radtour
Auf den Spuren der fränkischen Hohenzollern
Im Frühling werden viele Lockdown-Geplagte ihre Räder wieder fit machen – Ein Ausflug im Zollernland in und um Nürnberg
Helga Schnehagen

Franken ist Zollernland und Franken ist ein Dorado für Radfahrer. Beides verbindet sich auf dem 95 Kilometer langen Erlebnisradweg Hohenzollern in perfekter Weise, wenn man dem Stammwappen der Hohenzollern mit dem schwarz-weiß gevierteilten Schild folgt. 

Der gut ausgebaute Radweg von Nürnberg nach Ansbach begleitet Pegnitz, Regnitz, Zenn und Fränkische Rezat, führt unter dem Rhein-Main-Donau-Kanal hindurch, überquert Bibert und Aurach. Auf romantischen Uferwegen, entlang Wiesen, Feldern und durch Wälder verfolgt er über Cadolzburg und Heilsbronn die Karriere der fränkischen Hohenzollern, die als Burggrafen, Kurfürsten, Markgrafen und Herzöge den Grundstein zu Preußens Gloria als Königreich legten.

Mit An- und Abreisetag kann man aus der Strecke daher gut eine Sechs-Tage-Reise machen. Die Tour beginnt auf der mächtigen Doppelburg der Kaiser und Burggrafen am Rand der Nürnberger Altstadt. Hier machten die Zollern, wie die Hohenzollern im Mittelalter meist noch genannt wurden, ihren ersten entscheidenden Karriereschritt. Durch die Ehe mit Sophia von Raabs, die bruderlos blieb, erbte Friedrich III. von Zollern nach dem Tod des Schwiegervaters Konrad II. von Raabs im Jahr 1191 dessen Amt als Burggraf. Als Burggraf Friedrich I. ließ er die Vorburg, seinen Wohnsitz, neu erbauen. Ihre Reste sind spärlich: 1420 wurde die Burggrafenburg bis auf Fünfeckturm und Walpurgiskapelle weitgehend zerstört.

Besuch bei Ludwig Erhard

1427 verkauften die Burggrafen ihren Anteil der Burganlage an die Stadt Nürnberg. Vergessen hatten die Hohenzollern ihn nie: Jahrhunderte später noch musste Ludwig II. von Bayern nach der Niederlage gegen Preußen 1866 König Wilhelm I. die Mitbenutzung der „Burg seiner Väter“ einräumen. Auch Kaiser Wilhelm II. hat die Burg mehrfach bewohnt und nicht versäumt, sich bis zuletzt als „Burggraf von Nürnberg“ zu bezeichnen. 

Beim „Burgwächter“, einem in die Burgmauern eingelassenen Traditions-Lokal, begegnet man der typisch fränkischen Bratwurstküche. Auf der Karte stehen gebratene, geräucherte und im Essig-/Weinsud gegarte „blaue“ Bratwürste zu Kartoffelsalat, Sauerkraut und Bauernbrot – sofern die gegenwärtige Corona-

Situation es zulässt.

Mit wehmütigem Blick auf die originelle Kettenbrücke und den malerischen Henkersteg verlässt man Nürnberg über die Maxbrücke. Nomen ist nicht immer Omen. Nach acht Kilometern Bilderbuchfahrt erreicht man Fürth, wechselt von der Pegnitz an die Regnitz, von den Burggrafen von Nürnberg zu den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und deren Nachfolgern, den Königen von Preußen. Der Weg ins Zentrum führt über die breite Königstraße, die Freiherr Karl August von Hardenberg, Preußens Statthalter in Franken, zur Verbesserung der Infrastruktur nach Nürnberg anlegen ließ. Die ganze Geschichte präsentiert das zentrale Stadtmuseum in der Ottostraße 2.

In der Fußgängerzone erinnert der moderne Dreiherrenbrunnen an die zwischen den Bischöfen von Bamberg, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg über Jahrhunderte dreigeteilte Herrschaft. Die Rückgabe der Vogtei Fürth durch die Burggrafen löste 1314 einen Dauerstreit aus, bis Preußen 1792 Alleinherrscher wurde und dem Gerangel ein Ende setzte.

Wo heute das Fürther Rathaus im Stil des Palazzo Vecchio ein Hauch von Florenz versprüht, stand einst das Markgräfliche Schloss. Nebenan wurde 1897 Ludwig Erhard geboren. Seit 2018 feiert dort das Ludwig-Erhard-Forum den „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“. 

Kaiserliche Geschenke

Die Markgrafen hatten sich mit dem Recht, durch Geleitdienste Reisende und Waren gegen Überfälle und Gewalt zu beschützen, die Kassen gefüllt. An die königlich-preußischen Landesherren Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. erinnern im Stadtmuseum wertvolle Medaillen des berühmten Hofjuweliers Johann Christian Reich.

Zur Erholung im Grünen lockt die „Milchgaststätte“ mitten im Fürther Stadtpark. Derart gestärkt gelangt man nach 19 Kilometern in Langenzenn an. Da mit dem Burggrafenamt nur wenig Grundbesitz verbunden war, waren die Zollern schon früh bestrebt, ihre territoriale Machtbasis zu erweitern. Dabei kam Langenzenn 1248 durch Erbschaft an den Burggrafen Konrad I. Wie in Fürth endete die Hohenzollern-Herrschaft 1806. Das Alte Rathaus zeigt, dass sich Langenzenn sein Stadtwappen immer noch von den Hohenzollern „leiht“.

Eine auf wundersame Weise beim Brand von 1388 verschonte rußgeschwärzte hölzerne Marienstatue machte Langenzenn fast 150 Jahre lang zum Ziel großer Wallfahrten. Zu ihrer Förderung stifteten die Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. 1409 ein Augustiner-Chorherrenstift, das als solches bis 1533 bestand. Die Klosterbauten mit dem herrlichen gotischen Kreuzgang stehen bis heute. Erhalten blieb auch die Verbindung zur Gründerfamilie. So schenkten Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. der späteren Stadtkirche noch Ende des 19. Jahrhunderts zwei großartige Chorfenster, die ihre fränkischen Wurzeln prominent in Szenen setzen. In der frisch sanierten Kirche leuchten sie jetzt wieder in kräftigen Farben.

Infos www.erlebnisradweg-hohenzollern.de; Bahnanschlüsse: www.vgn.de; Fahrrad/E-Bike-Verleih: rent a bike, Dovestraße 10, 90459 Nürnberg, Telefon (0171) 1710022; Übernachtung Hotel Streichele, Knorrstraße 8, 90402 Nürnberg, Telefon (0911) 202280, Hotel Seerose, Gräfenweg 13, 90579 Langenzenn/Horbach, Telefon (09101) 90940