24.04.2024

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Folge 14-21 vom 09. April 2021 / Wirtschaft / Warnung vor dem Diktat der Konzerne / Der Wirtschaftsjournalist Alexander Hagelücken hat den Vormarsch der Kryptowährungen und des bargeldlosen Zahlens unter die Lupe genommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-21 vom 09. April 2021

Wirtschaft
Warnung vor dem Diktat der Konzerne
Der Wirtschaftsjournalist Alexander Hagelücken hat den Vormarsch der Kryptowährungen und des bargeldlosen Zahlens unter die Lupe genommen
Dirk Klose

Kürzlich wurde gemeldet, der Autohersteller Tesla werde künftig Zahlungen für seine Autos in Bitcoin akzeptieren. Facebook hatte schon 2019 Pläne für die weltweite Kryptowährung Libra vorgestellt. Nimmt man hinzu, dass das seit Generationen gültige „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“ in der Nullzinsphase so gut wie obsolet geworden ist und Bargeld immer mehr durch bargeldloses Zahlen abgelöst wird, dann stehen wir in der Tat, wie Alexander Hagelückens Buch sagt, vor einem „Ende des Geldes, wie wir es kennen“. 

Der Autor, Wirtschaftsredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, konzentriert sich auf drei Komplexe: auf den zunehmend bargeldlosen Zahlungsverkehr, auf die Folgen der Finanzkrise von 2008 und schließlich auf die zitierten Krypto- oder Digitalwährungen wie Bitcoin und Libra (nur die bekanntesten von mittlerweile 3000 in aller Welt) als Gefahr für das traditionelle Währungssystem.

Jeder einzelne kennt das bargeldlose Bezahlen in allen Lebensbereichen. Deutschland und Österreich sind noch Schlusslichter. In Schweden sollen bald alle Zahlungen bargeldlos erfolgen, selbst die Kollekte in den Kirchen wird per Karte „eingesammelt“. Aus digitaler Bezahlung werde rasch, so warnt Hagelücken, eine digitale Diktatur gewinngieriger Konzerne.

Die vielkritisierte Politik der EZB sieht der Autor ambivalent. Einerseits sei das Euro-System gerettet, andererseits aber seien unzählige Sparer um ihre Altersvorsorge gebracht worden, während die kleine Schicht Wohlhabender noch reicher geworden sei. Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust in den Staat seien die Folge. Finanzpolitik, so Hagelücken, müsse auch und vorrangig Sozialpolitik sein. 

Die letzten Kapitel behandeln die für den Laien kaum überschaubaren Währungen Bitcoin und Libra. Vor allem die Lira könnte angesichts der weltweiten Macht von Facebook zu einer echten Bedrohung des traditionellen Währungssystems werden. Noch stehen wir, warnt der Autor, am Anfang einer Entwicklung, aber vor allem die EU und die USA müssten sich gemeinsam dagegen wappnen. 

Es ist ein hoch spannendes Buch, dessen Thematik letztlich jeden einzelnen angeht. Wie so oft bei derart faktenreichen Analysen fällt dann die Therapie etwas mager aus, aber wichtig ist doch, ein schärferes Problembewusstsein zu schaffen. Geld hat schließlich jede und jeder; was mit ihm geschieht, spüren wir alle unmittelbar. 

Alexander Hagelücken: „Das Ende des Geldes, wie wir es kennen. Der Angriff auf Zinsen, Bargeld und Staatswährungen“, C.H.Beck Verlag, München 2020, broschiert, 224 Seiten, 16 Euro