18.04.2024

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Folge 15-21 vom 16. April 2021 / Quo vadis Olympia? Die Idee, 100 Jahre nach 1936 erneut Olympische Spiele in Berlin auszutragen, stößt ebenso auf Kritik wie Tokio 2021 wegen Corona und Peking 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen / Die deutsche Olympia-Hauptstadt / Soll Berlin im Jahr 2036 Austragungsort der Spiele werden? Der Vorschlag erregt jetzt schon viele Gemüter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-21 vom 16. April 2021

Quo vadis Olympia? Die Idee, 100 Jahre nach 1936 erneut Olympische Spiele in Berlin auszutragen, stößt ebenso auf Kritik wie Tokio 2021 wegen Corona und Peking 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen
Die deutsche Olympia-Hauptstadt
Soll Berlin im Jahr 2036 Austragungsort der Spiele werden? Der Vorschlag erregt jetzt schon viele Gemüter
Norman Hanert

Zumindest mit Blick auf das Jahr 2032 scheint NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mit seiner Idee für Olympische Spiele an Rhein und Ruhr gescheitert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erklärte Brisbane in Australien zum bevorzugten Kandidaten und traf damit faktisch eine Vorentscheidung. 

Laschets Alternativvorschlag, eine Olympiabewerbung 2036, stieß im eigenen Land teilweise auf helle Empörung. Im Deutschlandfunk beklagte der Sporthistoriker Lorenz Peiffer mit Blick auf die Olympischen Spiele 1936: „Ich finde das Geschichtsbewusstsein, das Herr Laschet an den Tag legt, ungeheuerlich“. Schon vergangenes Jahr hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer gewarnt, Olympia 2036 sei hierzulande nicht vorstellbar: „Wir bekämen eine unsägliche internationale Diskussion und würden damit auch die olympische Idee beschädigen.“ 

Mittlerweile haben sich jedoch auch Fürsprecher zu Wort gemeldet. Israels Olympisches Komitee begrüßte ausdrücklich die Idee, die Olympischen Spiele 2036 in Berlin auszutragen. Die Sportorganisation reagierte damit auf einen Vorschlag, mit der Anfang April zwei deutsche Sportfunktionäre unter der Überschrift „Olympia größer denken“ an die Öffentlichkeit gegangen waren. 

Berlin und Tel Aviv sollten sich um die gemeinsame Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036 bewerben, so die Anregung von Richard Meng, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin, und Frank Kowalski, Geschäftsführer und Organisationschef der Leichtathletik-EM Berlin 2018. Israels Olympisches Komitee hat zwar eine Bewerbung Berlins begrüßt, sich bislang aber noch nicht zur Idee einer gemeinsamen Bewerbung geäußert. 

Tel Aviv oder Warschau?

Sehr aufgeschlossen zeigte sich bereits Berlins Innen- und Sportsenator Andreas Geisel. Der SPD-Politiker nannte eine gemeinsame Bewerbung „ein starkes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung – im vollen Bewusstsein unserer schmerzlichen Geschichte und dem scheußlichen Missbrauch der olympischen Idee durch die Nationalsozialisten“. Vor zwei Jahren, im März 2019, hatte Geisel einer Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2036 noch eine klare Absage erteilt. Offen zeigte sich der Senator damals aber für eine nationale Kandidatur. Der Bund solle dann entscheiden, welche Städte mitmachen. 

„Und wenn die Bundesrepublik uns auffordert, das auszurichten, dann machen wir das. Aber es wird keine Berlin-Bewerbung geben“, sagte er. Geisel trug damals auch die Idee vor, man könnte die Olympischen Sommerspiele „gemeinsam mit Warschau machen“.

Lange sah das Regelwerk des IOC nicht vor, dass sich zwei Städte gemeinsam um die Austragung von Spielen bewerben. Erst das Reformpaket „Agenda 2020“ sieht aus Kostengründen die Möglichkeit vor, Sportwettkämpfe auch jenseits der Grenze des Ausrichterlandes auszutragen. 

Die aufgekommenen Gedankenspiele, in denen sich Berlin Olympische Spiele mit Tel Aviv oder Warschau teilt, könnten bereits in wenigen Monaten an der Berliner Politik scheitern. Im September stehen Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus an. Die Grünen werden im nächsten Landesparlament auf jeden Fall eine sehr starke politische Kraft darstellen. Einzelne Kreisverbände der Grünen haben in der Vergangenheit eine Olympia-Bewerbung Berlins klar abgelehnt oder aber an die Erfüllung „zentraler grüner Kriterien“ geknüpft.





Kurzporträts und Zitate

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