26.04.2024

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Folge 15-21 vom 16. April 2021 / Reparationen / Sechs Gründe, nicht zu zahlen / Griechen werden nicht müde, von Deutschland Entschädigungen für Weltkriegsschäden zu verlangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-21 vom 16. April 2021

Reparationen
Sechs Gründe, nicht zu zahlen
Griechen werden nicht müde, von Deutschland Entschädigungen für Weltkriegsschäden zu verlangen
Wolfgang Kaufmann

Pünktlich zum 80. Jahrestag des Beginns des deutschen Balkanfeldzuges gegen Griechenland und Jugoslawien hat die Regierung in Athen ihre Reparationsforderungen an die Adresse der Bundesrepublik bekräftigt. Am 6. April verkündete der Sprecher des griechischen Außenministeriums Alexandros Papaioannou gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zur Problematik der Wiedergutmachung für die erlittenen Kriegsschäden: „Die Frage bleibt offen bis zur Erfüllung unserer Forderungen. Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht.“

Nachdem Athen zunächst zehn Milliarden, dann 70 Milliarden und schließlich 278 Milliarden Euro verlangt hatte, bezifferte eine griechische Parlamentskommission die erlittenen Schäden 2016 auf mindestens 289 Milliarden Euro – einschließlich des Zwangskredits, den Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges habe gewähren müssen. Damit wollten sich Hardliner wie der 2020 verstorbene frühere linke Europaparlamentsabgeordnete Manolis Glezos aber immer noch nicht zufriedengeben und forderten 500 Milliarden Euro.

500 Milliarden Euro gefordert

Für die Bundesregierung gilt die Reparationsfrage mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland von 1990 freilich als endgültig geklärt, weshalb sie danach auch in keine diesbezüglichen Verhandlungen mit Athen eintrat. Das veranlasste nun wiederum die Bundestagsfraktionen der Grünen und Linken zu heftiger Kritik. 

Die grüne Parlaments-Vizepräsidentin Claudia Roth nutzte die Gelegenheit, um sich erneut theatralisch für Deutschland zu schämen. Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Heike Hänsel, nannte die Position Berlins „moralisch, aber auch rechtlich inakzeptabel“. Tatsächlich gibt es jedoch keinerlei Grund für einen geforderten Kurswechsel in der Reparationsfrage.

Zum Ersten hatte nicht nur das Dritte Reich Krieg gegen Griechenland geführt und ein Besatzungsregime errichtet. Das taten ganz genauso auch Italien und Bulgarien, an die aber keine Forderungen ergingen. Zum Zweiten entstanden viele der angeblichen Kriegsschäden, für die Deutschland verantwortlich sein soll, im Zuge von Aktionen der Partisanen der kommunistischen Griechischen Volksbefreiungsarmee (ELAS) beziehungsweise während des äußerst verbissen geführten griechischen Bürgerkrieges, der vom Herbst 1944 bis September 1949 andauerte. Zum Dritten resultierte die schwere Hungersnot der Jahre 1941/42, in deren Verlauf mehrere hunderttausend Griechen starben, nicht aus deutschem Vernichtungswillen, sondern der gezielten Blockade von Nahrungsmitteltransporten durch die Briten.

Zum Vierten hat Deutschland schon in reichlichem Maße Entschädigungen geleistet. Das begann mit der Lieferung von demontierten Anlagen im Wert von 105 Millionen D-Mark, welche die Siegermächte während der Pariser Konferenz von 1946 anordneten. Dazu kamen die als „Investitionskredit“ getarnten Reparationen im Umfang von 200 Millionen Mark aus dem Jahre 1953. 

Korrupte Politiker sahnten ab

Außerdem waren da noch die freiwilligen Geldzahlungen an die Opfer der Besatzungszeit und deren Nachkommen gemäß einem bilateralen Abkommen vom 18. März 1960. Diese beliefen sich auf insgesamt 115 Millionen Mark. Allerdings kamen diese Wiedergutmachungsleistungen oft nicht bei den vorgesehenen Empfängern an. Daran trägt die Bundesrepublik aber keine Schuld. Für das Verschwinden der abgelieferten Maschinen und Ausrüstungen auf dem Seeweg in die Ägäis zeichneten britische Geschäftemacher verantwortlich. Und von den danach gezahlten 315 Millionen Mark landeten drei Viertel in den Taschen von korrupten griechischen Politikern.

Zum Fünften handelt es sich bei dem angeblichen Kredit, den das Dritte Reich bei den Griechen aufgenommen haben soll, um einen lupenreinen Mythos. Die fraglichen 476 Millionen Reichsmark waren die Besatzungskosten gewesen, welche Athen gemäß der Haager Landkriegsordnung tragen musste. Diesen stehen zudem umfangreiche unentgeltliche deutsche Lieferungen nach Griechenland aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gegenüber. Wie der Mannheimer Historiker Heinz Richter anhand von Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes errechnete, bleibt daher ein geringes Plus zugunsten Deutschlands. Deshalb sei es Unfug, wenn Athen jetzt die Rückzahlung der „Anleihe“ fordert.

Und zu guter Letzt muss natürlich auch berücksichtigt werden, dass Griechenland seit Jahrzehnten zu den Empfängern von EU-Hilfen zählt, die zu rund einem Drittel aus dem deutschen Steuersäckel kommen. Mehr finanzielle Wiedergutmachung geht wohl nicht.