25.04.2024

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Folge 15-21 vom 16. April 2021 / Maler des Biedermeier / August Ludwig Most malte pommersches Volksleben / Erinnerungen – die Brücke zur Vergangenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-21 vom 16. April 2021

Maler des Biedermeier
August Ludwig Most malte pommersches Volksleben
Erinnerungen – die Brücke zur Vergangenheit
Brigitte Klesczewski

Dass Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinen Nachbarn in Frieden lebt, ist eine Errungenschaft der Vernunft und gegenseitiger Achtung. Obwohl westlich der Oder gelegen, kam Stettin abweichend zu der im Potsdamer Abkommen festgelegten Oder-Neiße Grenzlinie zwischen der sowjetischen Besatzungszone und Polen durch polnische Gebietsforderungen, von Stalin unterstützt, nach August 1945 in polnisches Hoheitsgebiet. 

Endgültig wurde nach der deutschen Wiedervereinigung zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland diese 

45 Jahre bestehende Grenzregelung als verbindlich zwischen beiden Ländern geregelt. Die ehemaligen deutschen Bewohner Stettins waren sicherlich nicht glücklich über die politischen Entscheidungen in der Nachkriegszeit. Die große Mehrheit der von Heimatverlust Betroffenen vermag jedoch vernunftbewusst zu denken und zu handeln und sieht heute unter einem friedvollen Zusammenleben zwischen alten und neuen Bewohnern der Stadt die einzige Lösung. 

Unter den Stettiner Evakuierten hatten sich Gruppen, wie wissenschaftliche Arbeitskreise oder an Kultur interessierte Gremien, gebildet. Zu nennen sind die Marienstiftler, (ehemalige Schüler des Marienstiftsgymnasiums Stettin), HAST (Historischer Arbeitskreis Stettin) oder die Gruppe „Hökendorfer Freunde“. Hökendorf war Vorort von Stettin. Von 1979 bis 2017 organisierte Brigitte Klesczewski die Treffen der „Hökendorfer Freunde“. 

Deren letztes Treffen führte die Teilnehmer neben anderen historischen Sehenswürdigkeiten zu dem Kloster Kolbatz unweit von Stettin. Auf dem Dachboden in einer zum Kloster gehörenden Scheune, man musste eine Leiter hochsteigen, befand sich eine Bildergalerie. Erstaunt und erfreut entdeckte die Ururenkelin des Malers, jetzt in Erfurt zu Hause, beim Rundgang dort ein Bild, gemalt von ihrem Ururgroßvater August Ludwig Most 

(* 10. März 1807 in Stettin; † 27. Juni 1883 ebenda), der den Stettinern in den Jahren Anfang bis in die späte Mitte des 19. Jahrhunderts ein stadtbekannter, liebenswerter und hochgeachteter Bürger war. 

Themen seiner Bilder waren das Alltagsleben der Biedermeierzeit. Es war das aufstrebende Bürgertum, das sich mit kleinen Dingen, wie ein Bild aufhängen oder einen Blumenstrauß in einer Vase auf den Tisch zu stellen darin versuchte, seine unmittelbare Umgebung schöner zu gestalten. 

Neben den im Privatbesitz befindlichen Bildern des Malers sind heute die meisten seiner Bilder in Stettiner Museen beziehungsweise im Landesmuseum Vorpommern Greifswald für eine Besichtigung zugänglich.Ursula Müller, 

Ururenkelin des Malers

Info Die erwähnte Ausstellung befand sich auf dem Langhausdachboden der Kolbatzer Klosterkirche. Sie stand unter dem Thema: „Bauernleben im Pyritzer Weizacker.“ Der in Stettin lebende Genre- und Bildnismaler August Ludwig Most (1807–1883) hat das Volksleben in Pommern gefällig dargestellt, akribisch Kleidung, Geräte und Einrichtungen wiedergegeben. Auch im Pyritzer Weiz­acker hatte er sich genau umgesehen. Das Bild, das die Ururenkelin entdeckte, ist eine Kopie und bekannt unter dem Titel: „Der verliebte Alte“. August Ludwig Most war zu seinen Lebzeiten als Porträtmaler sehr beliebt. 

1993 wurde auf dem Stettiner Schlosshof ein beschädigter Eichensarg mit Überresten einer Frau und dem Rest einer guterhaltenen Spitze gefunden. Die Polen vermuteten, nachdem sie begonnen hatten, sich mehr für die deutsche Geschichte zu interessieren, dass dieses Spitzenstück zum Schleier der verbannten preußischen Kronprinzessin Elisabeth Christine Ulrike (1746–1840) gehören könnte. Sie konnten es nämlich mit dem Schleier auf einem Altersbild der Prinzessin vergleichen. Dieses Porträt hatte August Ludwig Most von ihr gemalt. Wenn auch erst eine genetische Untersuchung restlos klären kann, zu wem der Sarg gehörte, hatte jedoch allein das Porträt die weiteren Untersuchungen ausgelöst. Man erwies ihr die Ehre. Der Sarg wurde 1994 in einer Seitenkapelle der Jakobikirche zu Stettin beigesetzt. Zum 200. Geburtstag von August Ludwig Most gab es im Greifswalder Museum 2007 eine Ausstellung.