29.03.2024

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Folge 16-21 vom 23. April 2021 / Vor 75 Jahren / Gründung des Zentralorgans in der DDR

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-21 vom 23. April 2021

Vor 75 Jahren
Gründung des Zentralorgans in der DDR
Manuel Ruoff

Nach der Kapitulation der Wehrmacht und der Besetzung Mitteldeutschlands durch die Sowjetarmee war das Organ der KPD, die „Deutsche Volkszeitung“, die erste Lizenzzeitung in der Sowjetischen Besatzungszone. Ab dem 13. Juni 1945 erschien die Tageszeitung. Später zog die SPD mit „Das Volk“ nach.

Nach der Vereinigung von KPD und SPD zur SED lag es nahe, die Vereinigung auf dem Gebiete der Parteiorgane nachzuvollziehen. An die Stelle von „Deutsche Volkszeitung“ und „Das Volk“ trat das „Neue Deutschland“. Ein neues, ein antifaschistisches Deutschland war das erklärte Ziel der Sozialisten. Einen Tag nach dem Gründungsparteitag der neuen Partei erschien die erste Nummer ihres neuen Zentralorgans. 

Ähnlich wie bei der Führung der Partei war auch bei der ihres Organs Parität oberstes Prinzip. Allerdings nicht wie in heutigen westlichen Gesellschaften zwischen Mann und Frau, sondern zwischen vormaligen Kommunisten und Sozialdemokraten. Erste Chefredakteure wurden das vormalige KPD-Mitglied Sepp Schwab und der vormalige SPDler Max Nierich. Noch im selben Jahr trat an die Stelle Schwabs Adolf „Lex“ Ende. Während das paritätische Führungsduo in der Partei aus Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl noch bis 1954 existierte, endete das in der Chefredaktion bereits 1949. Ab jenem Jahr stand an der Spitze nur noch eine Person. Den Anfang machte mit Rudolf Herrnstadt bezeichnenderweise ein vormaliges KPD-Mitglied. Weitere Ex-KPDler folgten. Erst 2012 wurde mit Jürgen Reents und Tom Strohschneider kurz zu einem Führungsduo zurückgekehrt. Seit vergangenem Jahr wird die Redaktion von einem mehrköpfigen Kollektiv geführt.

Eine Auflage von 400.000 Exem­plaren mit jeweils vier Seiten hatte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland anfänglich genehmigt. Danach ging es bergauf, nicht nur mit der Zahl der Seiten, sondern auch mit der der Abonnenten. Bis zum Zusammenbruch der DDR stieg die Auflage auf eine Million, die der Mitarbeiter auf 1800. Allein in Redaktion und Verlag arbeiteten 550 Menschen. Der Staat förderte das Parteiorgan vielfältig. Beim „Neuen Deutschland“ war alles überdurchschnittlich, das Format, das Papier, der Druck.

Das Ende der DDR beendete dann die staatliche Privilegierung des Quasi-Staatsorgans. Das mag der Unabhängigkeit der Redaktion zugutegekommen sein. Aber betriebswirtschaftlich leitete es einen Abstieg ein. Bis vergangenes Jahr sank die verkaufte Auflage auf deutlich unter 20.000. Das entspricht einem Rückgang um 37 Prozent in dem vorausgegangenen Jahrfünft und um die Hälfte innerhalb eines Jahrzehnts. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf etwa 100 gesunken.