24.04.2024

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Folge 16-21 vom 23. April 2021 / Östlich von Oder und Neiße / Ein Denkmal für 67 – kein Denkmal für alle / Oppelns Stadtpräsident will im Mai allein der polnischen Opfern des dritten Aufstands in Oberschlesien gedenken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-21 vom 23. April 2021

Östlich von Oder und Neiße
Ein Denkmal für 67 – kein Denkmal für alle
Oppelns Stadtpräsident will im Mai allein der polnischen Opfern des dritten Aufstands in Oberschlesien gedenken
Chris W. Wagner

67 polnischen Opfern der sogenannten Schlesischen Aufstände (polnische Aufstände in Oberschlesien) aus dem Landkreis Oppeln soll ein Denkmal gesetzt werden. Dies haben die Oppelner Ratsherren beschlossen. Das Denkmal soll auf dem kommunalen Friedhof im Stadtteil Halbendorf [Półwieś] seinen Platz finden. Ziel der Initiative sei es, kommenden Generationen ein Beispiel für Patriotismus und Liebe zum Polentum zu geben, heißt es in der Beschlusserklärung. 

Da die Gedenkstätte aus öffentlichen Geldern finanziert wird, also auch von den Nachkommen derjenigen, die für den Verbleib ihrer Heimat bei Deutschland kämpften, regt sich Widerstand seitens der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen (SKGD). Rafał Bartek, Vorsitzender der Organisation der Deutschen in der Woiwodschaft Oppeln, wandte sich mit einer Stellungnahme an den Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister) Arkadiusz Wiśniewski. „Es scheint, dass 100 Jahre nach den tragischen Ereignissen eine so lange Zeit vergangen ist, um alle zu ehren, die damals gestorben sind, unabhängig ihrer Nationalität. Die Region und die Stadt werden heute von den Nachkommen beider Seiten dieses historischen Konfliktes bewohnt“, schreibt Bartek auf der Internetseite „skgd.pl“, wo er auch Orte für ein Gedenken benennt: „Man erinnert auch daran, dass sich in der Stadt Oppeln auf dem Friedhof in der Wrocławskastraße Gräber von Soldaten der alliierten Streitkräfte befinden, die vor 100 Jahren starben (31 britische Soldaten, die zwischen 1921 und 1922 ihr Leben verloren haben) und in Oppeln stationiert waren“ oder „in der Nähe des Plac Wolności, wo sich der Sitz des Regierungsbezirkes in Oppeln befand, wo die Internationale Kommission residierte und wo sich jetzt ein bescheidenes Gedenken an General Le Rond befindet“. Die Antwort sandte Wiśniewski an die polnischen Medien der Region: „Sie haben Recht, dass heute in der Woiwodschaft Oppeln auch die Nachfahren derer leben, die für Deutschland kämpften. Dies ist aber kein ausreichender Grund, um deutschen Soldaten ein Denkmal aufzustellen“.

Der seit 2014 amtierende Stadtpräsident ist Ideengeber für dieses Denkmal. „Es soll Helden ehren, die für das Polentum dieser Gebiete kämpften, nicht jedoch diejenigen, die auf sie geschossen haben. Nie käme es für mich in Frage, diese anderen zu feiern. Ich erinnere daran, dass Vorkriegsdeutschland eine ganze Reihe an Repressionen gegenüber den Aufständischen und ihren Familien vornahm“, so Wiśniewski, der in der Stellungnahme der SKGD einen weiteren Versuch „zur Wahrheitsverwischung der damaligen Ereignisse“ sieht. 

Wiśniewski bleibt uneinsichtig

Der Hinweis des Stadtpräsidenten, dass die Deutsche Minderheit ihre Sitze im Sejmik (Landtag) nutzen könne, kann kaum als wohlwollend gewertet werden, denn durch Wiśniewskis Schachzug ist 2017 Oppeln um benachbarte, von Deutschen bewohnte Gemeinden erweitert worden. Damit entledigte man sich mehrerer deutscher Gemeindevorsteher, und die eingemeindeten Ortschaften verloren ihre zweisprachigen Ortsschilder. Solche dürfen nämlich nach polnischem Recht nur in Orten mit mindestens 30 Prozent Angehöriger einer Minderheit angebracht werden. 

Weder Proteste und Hungerstreiks noch Demonstrationen seitens der Deutschen und ihre Petitionen in Warschau und Straßburg hatten damals Wirkung gezeigt.