29.03.2024

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Folge 17-21 vom 30. April 2021 / Biotechnologie / Brillante Wissenschaftler, aber kein Geld / Bundesregierung fördert Medizinforschung kaum – Kapitalbeschaffung ist ein ernstes Problem

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-21 vom 30. April 2021

Biotechnologie
Brillante Wissenschaftler, aber kein Geld
Bundesregierung fördert Medizinforschung kaum – Kapitalbeschaffung ist ein ernstes Problem
Manuela Rosenthal-Kappi

„Wir haben brillante Wissenschaftler. Was aber fehlt, sind Mittel, um die universitäre Forschung in private Unternehmen zu tragen“, verriet Michael Motsch-mann, Gründer der MIG-Fonds in München und einer der Hauptgeldgeber von Biontech, der „Berliner Zeitung“. 

Die mangelnde Förderung der Bundesregierung für die Entwicklung von Therapeutika zur Bekämpfung der Corona-Erkrankung hat ebenfalls die FDP in einer Kleinen Anfrage bemängelt, insbesondere den Umstand, dass Gesundheitsminister Jens Spahn für 400 Millionen Euro zwei COVID-19-Medikamente in den USA gekauft hat, während das Braunschweiger Start-up-Unternehmen Corat Therapeutics 55 Millionen Euro fehlten, um ein vielversprechendes deutsches 

Medikament zur Marktreife weiterzuentwickeln.

Die Bundesregierung fördert zwar seit Frühjahr 2020 die Entwicklung von Arzneimitteln im Kampf gegen COVID-19, jedoch reichen die bereitgestellten Mittel bei Weitem nicht aus. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek stellte im Januar ein Förderprogramm mit einem Volumen von 50 Millionen Euro für die Entwicklung von Arzneimitteln gegen 

COVID-19 vor. Diese Summe sollen sich acht Firmen für ihre Forschungsvorhaben teilen. Angesichts der Tatsache, dass für die Zulassung von Medikamenten umfangreiche Tests erforderlich sind und die Entwicklung bis zur Marktreife meist mehrere hundert Millionen Euro kosten, wirkt die von Karliczek ausgelobte Summe geradezu lächerlich. 

Die Geldbeschaffung stellt gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ein riesiges Hindernis dar, Medikamentenforschung zu betreiben. Hierzulande ist die Bereitschaft privater Geldgeber, Risikokapital in Biotech-Firmen zu investieren, im Verhältnis zu den USA äußerst gering. Ernst & Young ermittelte, dass sich das Investitionsvolumen in Deutschland zwar seit 2016 auf 882 Millionen Euro vervierfacht habe, aber im internationalen Vergleich sei das immer noch sehr wenig. Die Schweiz investierte 2020 umgerechnet 820 Millionen Euro, Großbritannien rund drei Milliarden und die USA zwölf Milliarden Euro in Biotech-Firmen. 

Die Folge: Start-ups flüchten ins Ausland, wo sie Geld für ihre Forschung erhalten. Dabei hat die deutsche Wissenschaft gutes Potential, wie die Impfstoffentwicklung von Biontech und Curevac gezeigt hat. Die in Mainz entwickelte mRNA-Technologie gilt als Impfstoffrevolution.