Im Zuge der Corona-Pandemie treten permanent Engpässe bei der Lieferung wichtiger Güter auf. Davon können inzwischen auch die Hersteller von Verpackungsmaterialien ein Lied singen. 86 Prozent der Unternehmen des Industrieverbands Papier- und Folienverpackung (IPV) bezeichnen die aktuelle Versorgungslage bei Kunststoffen als schlecht oder sehr schlecht.
Einige große Firmen hatten ihre Anlagen heruntergefahren und in einen monatelangen Wartungsmodus versetzt, weil die Nachfrage nach Vorprodukten für die Plastikherstellung vergangenes Jahr zunächst zurückgegangen war. Allerdings erholte sich die Wirtschaft in Asien schneller als erwartet, sodass der Verbrauch an Kunststoffgranulat, Folien und Ähnlichem wieder stieg. Dazu kam das extreme Wachstum des Onlinehandels, der ebenfalls Unmengen an Verpackungsmaterialien verschlingt.
Diese steigende Nachfrage bei verringertem Angebot führte zu einer Explosion der Preise für Flachfolien aus Hart-Polyethylen (HDPE) und Polypropylen (PP) sowie für Rohmaterial zur Herstellung von Verpackungen aus den beiden Polyethylen-Varianten PE-LD und PE-LLD. Die Steigerungsraten betrugen hier teilweise bis zu 100 Prozent.
Aufgrund der angespannten Liefersituation droht jetzt vor allem ein Mangel an Verpackungen für Lebensmittel, denn hier kann nicht einfach alternativ recyceltes Plastik zum Einsatz kommen, weil dieses nicht den hygienischen Mindeststandards genügt.
Ebenso werden Umhüllungen für Medizinprodukte wie beispielsweise die momentan massenhaft benötigten Corona-Tests knapp. Und auch die Fertigung von Expandiertem Polystrol (EPS), besser bekannt als Styropor, gestaltet sich problematisch. Dabei ist EPS unter anderem für den sicheren Transport von Corona-Impfstoffen unverzichtbar.
Laut Auskunft des IPV-Geschäftsführers Karsten Hunger wird es über kurz oder lang Produktionsunterbrechungen geben. Dadurch könnten vor allem fett- und säurehaltige Lebensmittel aus den Geschäften verschwinden, sobald deren Hersteller außerstande sind, sie gemäß den gesetzlichen Vorschriften zu verpacken.
Doch damit nicht genug. Wie der Geschäftsführer des Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE), Marcus Kirschner, parallel mitteilte, schaffen es die Produzenten von Paletten kaum mehr, ihre Kapazitäten auszulasten, weil sich nun auch zunehmende Lieferengpässe bei Holz auftun.
Deshalb besteht sogar die Gefahr, dass das Klopapier wieder knapp wird – so wie alle übrigen Waren, die auf Paletten in den Handel gelangen. Sollte sich dies in der Bevölkerung herumsprechen, dürfte es wohl bald die nächsten Hamsterkäufe geben.