18.04.2024

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Folge 17-21 vom 30. April 2021 / Tirol / Unendlicher Rad- und Gaumengenuss / Österreich plant ab Mai Öffnungen für Gastronomie und Tourismus – Grund genug für eine E-Rad-Tour in Tirol an der Hohen Salve

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-21 vom 30. April 2021

Tirol
Unendlicher Rad- und Gaumengenuss
Österreich plant ab Mai Öffnungen für Gastronomie und Tourismus – Grund genug für eine E-Rad-Tour in Tirol an der Hohen Salve
Judith Kunz

Auch das trendigste Elektro-Mountainbike kann seinen Motor nicht verbergen. Sonst könnte man stolz wie König sein, wenn man bergauf in den Sport-Modus schaltet und locker an mühselig strampelnden Radfahrern vorbeizieht, die alles aus eigener Kraft schaffen müssen. Meistens aber hat man die Wege ohnehin für sich allein. Denn in der Tiroler Ferienregion Hohe Salve inmitten der Kitzbüheler Alpen unweit vom Inntal gibt es viele einsame Fleckchen, in denen man kaum jemandem begegnet. 

Absoluter Geheimtipp ist die Kelchsau – ein abgeschiedenes Seitental mit einem Örtchen gleichen Namens, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Wunderschöne Bauernhäuser, große Holzbalkone mit üppigem Blumenschmuck, über allem der Duft von frischem Heu, das im steilen Gelände wie vor Jahrhunderten mit der Hand gerecht wird. Nach der Mautstation kommt lange nichts mehr. Den imposanten Schafsiedel (2447 Meter) im Blick führt der Weg durch die Bilderbuchlandschaft hinauf zur Niederkaseralm (1100 Meter).

Man fragt sich, ob es jetzt schon eine Jause (Brotzeit) sein darf – und wird schnell schwach. Auch wenn die 15 Kilometer-Strecke mit ihren 500 Höhenmetern vom Verleih in Hopfgarten bis zur Einkehr mit dem E-Mountainbike nur ein Spaziergang waren: Genuss muss sein. Johanna Astner empfiehlt zu Speck und Käse eine Molke mit Holundersirup. 

Leonhard Schröll, Obmann der Agrargemeinschaft mit ihren sieben Bauern, die dieses Jahr 90 Milchkühe und 42 Schweine zum Alm-Urlaub geschickt haben, schaut gerade nach dem Rechten und setzt sich dazu. Auch er hat fünf Sommer auf der Niederkaseralm verbracht, den ersten 1976: „Damals hatten wir noch keinen Strom, haben die Kühe mit der Hand gemolken“, erinnert er sich. 

Den größten Teil der zehn bis elf Tonnen Käse, die im Schnitt pro Saison hergestellt werden, verkaufen die Bauern im Tal direkt von ihren Höfen. Den Bergkäse und Tilsiter als Hauptsorten sowie fantasievolle Kreationen mit Chilli, Pfeffer oder Kräutern, die der Käser je nach Lust und Laune fabriziert, bekommt man zudem im Hopfgartner Bauernladen – und natürlich auf der Alm. Wer hinter die Kulissen blicken möchte, kann an einer Führung durch die Schaukäserei teilnehmen.

Der Rückweg ist die reinste Wohltat: eine gute halbe Stunde nur bergab. Bremsen nicht vergessen und die Straße im Blick behalten, auch wenn die Konkurrenz groß ist. Denn die Route führt an der tosenden Tiroler Ache entlang, die sich nach jeder Biegung von einer neuen wildromantischen Seite zeigt. Apropos Straße: In die Kelchsau gibt es tatsächlich keinen Fahrradweg, macht aber nichts, denn es gibt auch keinen Verkehr.

Wallfahrt nach Mariastein

Wer dennoch lieber auf offiziellen Strecken unterwegs ist, hat 800 Kilometer zur Auswahl, Fernradwege nicht eingerechnet. Ob Rennradstrecken, sanfte Wege zum Tourenradeln oder knackige Pfade: Die Auswahl ist riesig und jeder Weg lohnt sich. Denn in der Ferienregion Hohe Salve, die als erste E-Rennrad-Region der Welt und mit dem benachbarten Kaisergebirge als größte E-Bike-Region punktet, waren es leidenschaftliche Experten, die das Netz mit Herz und Verstand geknüpft haben. Unterwegs locken immer wieder Hütten und Gasthäuser mit hervorragender Küche, die Infrastruktur mit klarer Beschilderung, geführten Touren, Test-Centern sowie modernen Service- und Verleihstationen ist vorbildlich. Nur treten muss man noch selbst.

Wie wär’s mit einem Abstecher nach Mariastein? Der Ort mit 399 Einwohnern ist eine der kleinsten Gemeinden Österreichs und nach seiner Wallfahrtskirche benannt, die in einer Burg eingerichtet ist. Konkret im 42 Meter hohen Wohnturm und über 150 Stufen erreichbar, ein echtes Kleinod. Idealer Startpunkt für die Radrunde mit 17,5 Kilometern und 169 Höhenmetern ist Angath (S-Bahn-Anschluss). Oder man fährt gleich im 15 Kilometer entfernten Hopfgarten los – mit dem E-Rad ein Katzensprung.

Irgendwann muss es dann doch die Hohe Salve (1829 Meter) sein, die als schönster Aussichtsberg der Kitzbüheler Alpen gilt und auf der das Salvenkirchlein als eines der höchst gelegenen Gotteshäuser Österreichs thront. Wer sich die ersten Meter sparen will, gondelt entspannt zur Mittelstation und startet hier zum Gipfelsturm. Tipp: Über den Salvensee und den Filzalmsee wieder hinunter nach Elmau und über Söll und Itter zurück nach Hopfgarten (43 Streckenkilometer, 950 Höhenmeter). 

Belohnung mit Eierschwammerln

Spätestens jetzt hat man sich das Restaurant Zeitlos verdient, in dem Gründerin Monika Pirchmoser und Küchenchefin Tamara Lerchner ihre Gäste verwöhnen. Sie servieren „mediterrane Gourmet-Küche mit einem Hauch Alpenluft“, wobei schon allein das Ambiente geschmackvoll ist, denn im mit stilsicherer Hand restaurierten Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert atmen die Mauern Geschichte. 

Die beiden Frauen haben sich der Gemeinschaft der „Green Chefs“ angeschlossen, die für Fairness und Verantwortung in der Gastronomie stehen. „Das beginnt bei der Bezahlung der Mitarbeiter und endet bei den Produkten“, sagt Tamara. Weitestgehend kocht sie regional und bio. Die Forelle kommt aus dem Fischteich in Hopfgarten, frische Moosbeeren und Eierschwammerl liefert Monikas Vater, wenn er von seinen Streifzügen durch die Natur zurückkommt. Und der Bergkäse stammt natürlich von der Niederkaser­alm, ebenso wie der Sauerrahm.

Tourismusverband Ferienregion Hohe Salve, Innsbrucker Straße 1, 6300 Wörgl, Telefon (0043) 57507 7010, info@hohe-salve.com, www.hohe-salve.com. Gäste können ohne Angabe von Gründen bis kurz vor Reiseantritt kostenfrei stornieren