20.04.2024

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Folge 17-21 vom 30. April 2021 / Der Wochenrückblick / Klarer Appell / Warum die Maßnahmen immer härter werden müssen, und wofür Jan Josef Liefers büßen muss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-21 vom 30. April 2021

Der Wochenrückblick
Klarer Appell
Warum die Maßnahmen immer härter werden müssen, und wofür Jan Josef Liefers büßen muss
Hans Heckel

Das Ziel ist ja, die „Zügel fester zu ziehen“, und immer fester und fester und fester. Bis sich gar nichts mehr rühren kann. Wichtig ist dabei, dass die Deutschen die Zügel auch spüren, sonst hat das alles keinen Sinn. Da sind diese Debatten über Untersuchungen internationaler Wissenschaftler, die belegen, dass Ausgangssperre oder Maskenpflicht im Freien praktisch nichts bringen und die meisten Lockdown-Maßnahmen fast ebenso wenig, alles andere als hilfreich.

Denn darum geht es doch gar nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat es offen ausgesprochen: Die Zwangsmaßnahmen dienten vor allem dazu, den Leuten die „Dramatik“ vor Augen zu führen. Man beschließt also Blödsinn, damit es sich „dramatisch“ anfühlt. Wer da jetzt mit Logik oder Vernunft kommt, zielt ins Leere. Inkompetente Typen stehen nicht auf Augenmaß und Vernunft, weil ihre Inkompetenz dann sofort auffliegt. Sie wollen blinde Gefolgschaft, bei der keiner wagt zu fragen. Dann bleibt ihre Unfähigkeit im Dunkeln, gut geschützt und verschattet durch Drohungen und Strafen.

Die Inkompetenz unserer Regierung bei der Maskengeschichte, dann bei den „Sofort“-Hilfen für Lockdown-Geschädigte und schließlich bei der versemmelten Impfstoffbeschaffung hat ein gefährliches Maß erreicht. Aus diesem Grunde kann sie sich nur mehr durch die allerhärtesten Zwangsmaßnahmen vor den skeptischen Fragen der Öffentlichkeit schützen. Daher kommt auch ständig noch was Neues dazu.  

Allerdings sollte dieser Zusammenhang am besten niemandem auffallen. Leicht gesagt, denn im Lande lungern Menschen herum, die schon etwas Erfahrung im Gepäck haben und daher wissen, dass autoritäres Gehabe ein sicheres Zeichen für Inkompetenz darstellt. Weil sie das schon mal in voller Blüte bewundern durften, wie Jan Josef Liefers in der DDR. Der hat die autoritären Knalltüten erkannt und ihnen mit gut vier Dutzend Kollegen etwas angetan, was sie am wenigsten vertragen können: Die Schauspieler sind ihnen mit Humor und Sarkasmus auf die Füße getreten.

Mit „Allesdichtmachen“ trieben sie die Zusperrerei der Inkompetenten satirisch auf die Spitze und überführen den Lockdown-Fanatismus als blanke Idiotie. Verwirrung und Empörung kennen seitdem keine Grenze. Zum Glück mussten die Politiker nicht selbst in die Bütt steigen, folgsame Schauspieler sprangen für sie hinein. In einem Land mit derart großzügiger staatlicher Film- und Theaterförderung durfte man das ja wohl auch erwarten! Dankbarkeit ist nicht nur eine Zier, sondern auch eine Pflicht.

So legen sie sich richtig ins Zeug, die Reaktionen auf „Allesdichtmachen“ strotzen teilweise vor Aggressivität. Auslöser der Giftigkeit ist die Verwirrung im Lager der Regierungsfrommen, welche die Kulturjournalistin Elke Schmitter („taz“, „Zeit“, „Spiegel“, „Süddeutsche“) in wunderschöne Worte gewickelt hat: Die Regierungskritik der Schauspieler sei „so diffundierend“, ihr fehle „ein klarer Appell“, es werde nicht klar, was die Beteiligten wirklich erreichen wollten, die Botschaft sei „doppeldeutig“ und könne daher „falsch verstanden“ werden. „Was ist das eigentlich?“, bleibt Schmitter ratlos zurück.

Was „diffundiert“ da bloß?

Nein, so was! „Doppeldeutige“ Ironie? Künstler ohne „klaren Appell“? Das geht offenbar gar nicht. Schmitter hätte auch die Klampfe zur Hand nehmen und „Sag mir wo du stehst“ singen können, das bekannte Kampflied der FDJ-Band „Roter Oktober“. Ihre Einwendungen lassen sich ohne inhaltliche Verkürzung auf den stalinistischen Liedtext zusammenfassen. Wenn Künstler also politisch werden, muss das Resultat auf ein Transparent passen – mit klarem Feindbild und einer linientreuen Parole, die auch ein Achtjähriger versteht, sonst „diffundiert“ da noch was! 

Der Schauspieler und „Tatort“-Kommissar Hans-Jochen Wagner ist sogar regelrecht „entsetzt“. Warum? „Weil ich nichts verstanden habe.“ Nun ja, kann vorkommen. Ihm sei unklar, für wen die „Allesdichtmachen“-Leute um Liefers stehen (schon wieder „Sag mir ...“). Ein SPD-Politiker im WDR-Rundfunkrat fordert gleich, Mittätern der Aktion den Job beim Staatsfunk zu kündigen.

Ein Dauerargument autoritärer Peitschenschwinger durfte nicht fehlen. Sie bringen es zu allen Zeiten gegen Witz und Satire in Stellung: Die Lage sei viel zu ernst für Sarkasmus, die Uhr zeige nämlich schon „fünf nach zwölf“. Früher hieß das: An der Front wird nicht diskutiert oder gar gewitzelt, da wird gehorcht und gekämpft – strammgestanden! Das versteht natürlich jeder und schlägt ohne nachzudenken willig die Hacken zusammen. Die autoritären Inkompetenten wissen um diesen Reflex und lösen daher immerzu höchsten Alarm aus. Genau das hat übrigens Jan Josef Liefers in seinem „Allesdichtmachen“-Video beschrieben. Ein Verrat an der obrigkeitlichen Taktik, für den er büßen soll.

Zutiefst, klar und eindeutig – bravo!

Wie sich zu unserer Erleichterung zeigen sollte, greifen die Zügel der Mächtigen trotz solcher Zwischenfälle immer noch recht gut, auch die Peitsche verfehlt ihre Wirkung nicht. Ein Drittel der aufmüpfigen Schauspieler ist bereits zu Kreuze gekrochen, Heike Makatsch schrieb, sie „bereue zutiefst“. Sie distanziere sich „klar und eindeutig“ von ... wovon noch gleich? Von jeder Art des Widerspruchs gegen die Regierungslinie? Nein, so schreibt man das heute nicht mehr. Makatsch distanziert sich „von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien“. Bravo! 

Hoffentlich rettet sie das. Die Tribunale der Politischen Korrektheit können sehr nachtragend sein. Vielleicht sollte sich Makatsch sicherheitshalber noch einmal ganz scharf von der Opposition im Bundestag distanzieren, dann gibt’s neben Vergebung womöglich noch einen Preis für „Zivilcourage“ als Zuckerl obendrauf. Aber erst in ein paar Jahren. Erst muss noch etwas Gras über ihre schändliche Mittäterschaft bei „Allesdichtmachen“ wachsen. 

Aber müssen wir uns denn immerzu streiten? Nein, sicherlich nicht. Und das tun wir ja auch gar nicht. Selten haben große deutsche Medien so sehr in Eintracht und euphorischer Zustimmung geschwelgt wie in den vergangenen zwei Wochen. Vor Annalena Baerbock verneigt sich fast der gesamte Blätterwald und der Senderhimmel darüber gleich mit. Das Titelbild des „Spiegel“ war dem Anschein nach diesmal nicht von Journalisten, sondern vom Baerbock-Wahlkampfteam ausgewählt worden, perfekte PR. Die „Zeit“ erklärt die journalistische Schwärmerei mit den schlichten Worten: „Weil nichts gegen sie spricht.“

Nun muss die Grüne nur noch Kanzlerin werden. Danach sagt die Journaille nichts mehr, was gegen die Regierung gerichtet sein könnte, weil gegen die schließlich „nichts spricht“, und die Verschmelzung von politischer Macht und schreibender Zunft wäre (wieder) perfekt. Da „diffundiert“ dann nichts mehr.