02.05.2024

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Folge 18-21 vom 07. Mai 2021 / Starlink / Der Zweck ist eher militärisch als selbstlos / Mit seinem Satellitennetzwerk zielt Elon Musk primär auf das Pentagon als Kunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-21 vom 07. Mai 2021

Starlink
Der Zweck ist eher militärisch als selbstlos
Mit seinem Satellitennetzwerk zielt Elon Musk primär auf das Pentagon als Kunde
Wolfgang Kaufmann

Mit dem Satellitennetzwerk Starlink will das Raumfahrtunternehmen SpaceX des US-Multimilliardärs Elon Musk künftig einen weltweiten, von niemandem blockierbaren Zugang zum schnellen Internet für praktisch Jedermann bieten. Dazu sollen langfristig bis zu 42.000 Satelliten in die Umlaufbahn geschossen werden, um den Himmel über sämtlichen bewohnten Regionen der Erde abzudecken (die PAZ berichtete). Allerdings kristallisiert sich nun heraus, dass das System mehr Nachteile hat, als Musk und dessen Marketingexperten zugeben.

Ohne ein dichtes Netzwerk an unterstützenden Bodenstationen kann Starlink den Nutzern die versprochenen hohen Datenübertragungsraten wohl kaum garantieren. Länder mit restriktiven Regierungen werden den Bau der entsprechenden Station wohl kaum zulassen. Desgleichen braucht SpaceX Lizenzen für die Nutzung der Frequenzen innerhalb des Hoheitsgebietes der von den Satelliten überflogenen Staaten. Und das dürfte dann das nächste Problem sein. Es gibt keinen Anlass anzunehmen, dass Regime, die das Internet sperren, wenn ihre Herrschaft bedroht scheint, einem System den Weg bahnen, das diesen Eingriff erschwert.

Außerdem wären da noch die Kosten: Mit stolzen 99 US-Dollar veranschlagt Starlink derzeit die monatliche Nutzungsgebühr für das „Internet für alle“ zuzüglich weiterer 499 Dollar für die Antenne. In Nigeria beispielsweise leben aber beispielsweise vier von zehn Einwohnern von weniger als zwei Dollar pro Tag. Dies veranlasste den nigerianischen Journalisten Muhammed Akinyemi zu den Worten: „Für viele Leute ist es ein Interessenkonflikt – bleiben sie im Internet oder haben sie etwas zu essen.“ Daran ändert auch der Umstand nichts, dass sich mehrere Nigerianer eine Antenne teilen könnten.

Aufgrund der technischen Einschränkungen sowie der nicht unbeträchtlichen finanziellen Aufwendungen werden wohl nur drei bis vier Prozent der Menschen auf der Erde die Dienste von Starlink nutzen. Das Ganze ist also doch eher etwas für Gutsituierte. 

Trotzdem muss Musk nicht um seine Investitionen fürchten. Das US-Militär ist nämlich auch ein guter Kunde, wenn es um stabile Verbindungen zu möglichst vielen Telekommunikationssatelliten geht. Das gilt zukünftig mehr denn je, da Drohnen und andere autonome Waffensysteme immer größere Bedeutung erlangen. Und so kann es kaum verwundern, dass SpaceX in letzter Zeit verstärkt Fachkräfte an Bord holte, deren Sicherheitsstatus es dem Unternehmen ermöglicht, sie in geheime staatliche Projekte einzubinden. Vor einem Jahr, im Mai 2020, schloss das Unternehmen von Musk einen Vertrag mit der US-Armee über ausgedehnte dreijährige Tests zur Prüfung der grundsätzlichen militärischen Brauchbarkeit von Starlink. 

Damit dürfte klar sein, wohin die Entwicklung geht. Am Ende wird das satellitengestützte Internet sicher nicht vorrangig für die Menschen da sein, denen bisher der Zugang zu dem weltweiten Verbund von Rechnernetzwerken verwehrt blieb, sondern für das Militär der Vereinigten Staaten.