26.04.2024

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Folge 18-21 vom 07. Mai 2021 / Porträt / Heimlicher Mannschaftskapitän

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-21 vom 07. Mai 2021

Porträt
Heimlicher Mannschaftskapitän
H. Tews

Kontinuität wird beim DFB großgeschrieben. Wenn Jogi Löw im Sommer nach der Fußballeuropameisterschaft als Bundestrainer aufhören wird, war er fast ebenso lange im Amt wie Kanzlerin Angela Merkel, die nach der Bundestagswahl im September abtreten will. Ähnlich wie Merkel, in deren Amtszeit vier Bundespräsidenten ihren Dienst versahen, hat Löw vier reguläre DFB-Präsidenten erlebt. Ein fünfter könnte folgen, wenn der derzeit amtierende Fritz Keller zurücktritt. Seit ihm vergangenes Wochenende die Amateurfußballverbände das Vertrauen entzogen haben, sind seine Tage gezählt.

Keller ist ein übler Vergleich zum Verhängnis geworden: Er hat den eigentlich starken Mann beim DFB, den Vizepräsidenten und früheren Richter Rainer Koch, mit dem NS-Richter Roland Freisler gleichgesetzt. Dass Koch ein Strippenzieher ist, an dem man schwer vorbeikommt, hat nun auch Keller erfahren. Erst 2019 hatte eine DFB-Findungskommission den Ex-Präsidenten des FC Freiburg ins Amt geholt, um mit den seit der mutmaßlich gekauften „Sommermärchen“-WM von 2006 andauernden Filz- und Bestechungsvorwürfen im Verband aufzuräumen. Nachdem er zuletzt mit dem Generalsekretär Friedrich Curtius aneinandergeriet, war nun Koch an der Reihe.

Der könnte nach dem Freisler-Vergleich als Sieger vom Platz gehen. Seit 2013 als Vizepräsident im Amt, war er schon zweimal mit Reinhard Rauball von Borussia Dortmund kommissarisch als Präsident tätig. Doch als dauerhafte DFB-Spitze will offenbar niemand den 1956 in Kiel geborenen und im oberbayerischen Poing – dort saß er 30 Jahre lang für die SPD im Gemeinderat – lebenden Koch sehen. Der Sportfunktionär, der auch Präsident des Süddeutschen Fußball-Verbands ist und in verschiedenen UEFA- und FIFA-Bereichen tätig war, ist zu tief in die Machenschaften des DFB verstrickt.

Dass Löw und Teammanager Bierhoff trotz zuletzt katastrophaler Ergebnisse der Nationalmannschaft weiter im Amt sind, ist wohl auch Koch zu verdanken. Hier hält eine Seilschaft fest zusammen. Bei so viel Kontinuität wird es jeder DFB-Präsident schwer haben.