Wie viel Erfahrungen benötigt man, um die politisch und ökonomisch bedeutendste Nation Europas führen zu können? Seit Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin der Grünen ausgerufen wurde, versuchen ihre Unterstützer, diese für die Politikerin heikle Frage herunterzuspielen. Der „Spiegel“ schrieb sogar: „Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind so neu, so fundamental anders, dass Erfahrung sogar hinderlich sein könnte.“ Ein Satz, den man sich merken sollte.
Bislang immerhin setzten die Nachkriegsdeutschen bei der Wahl ihrer Regierungschefs auf Erfahrung. Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer war vor seinem Amtsantritt viele Jahre Oberbürgermeister von Köln und Präsident des Preußischen Staatsrats gewesen. Nachfolger Ludwig Erhard diente vor seiner Kanzlerschaft als Wirtschaftsminister. Kurt Georg Kiesinger war Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Willy Brandt Regierender Bürgermeister von Berlin sowie Außenminister. Helmut Schmidt wiederum war vor seiner Kanzlerschaft Verteidigungs- und Finanzminister und Helmut Kohl Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Gerhard Schröder war Ministerpräsident von Niedersachsen und Angela Merkel Bundesministerin für Frauen und Jugend sowie Bundesumweltministerin.
Baerbock hingegen ist seit acht Jahren Abgeordnete und war zuvor Büroleiterin einer Grünen-EU-Parlamentarierin sowie Referentin für Außen- und Sicherheitspolitik der Bundestagsfraktion ihrer Partei. Erfahrungen in einem hohen Staatsamt? Fehlanzeige.neh