27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 19-21 vom 14. Mai 2021 / Bundestagswahl / Die AfD vor einer Richtungsentscheidung? / Mit einem Duo an der Spitze wird die Partei in die kommende Bundestagswahl ziehen. Wie es aussieht, entscheiden die Mitglieder in einer Online-Befragung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-21 vom 14. Mai 2021

Bundestagswahl
Die AfD vor einer Richtungsentscheidung?
Mit einem Duo an der Spitze wird die Partei in die kommende Bundestagswahl ziehen. Wie es aussieht, entscheiden die Mitglieder in einer Online-Befragung
Paul Michaelis

Die Erklärung kam ganz zum Schluss. In der Fernsehsendung „Markus Lanz“ vom 4. Mai sagte Alice Weidel, seit 2017 Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, für die Bundestagswahl im Herbst als Spitzenkandidatin ihrer Partei antreten zu wollen. Außerdem erklärte sie, sich gemeinsam mit dem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla zu bewerben. Bis dato hatten sich beide bedeckt gehalten. 

Mit dem Duo Weidel/Chrupalla bewerben sich nun zwei Tandems um die Spitzenkandidatur. Ebenfalls ihren Hut in den Ring geworfen haben die hessische Bundestagsabgeordnete Joana Cotar und der niedersächsische Generalleutnant a.D. Joachim Wundrak. In einer Online-Umfrage hatten die Mitglieder der Partei zuvor entschieden, die Spitzenkandidatur nicht den Delegierten des Parteitags zu überlassen, sondern selbst entscheiden zu wollen. 

Team „Erfahrung“ 

Gegenüber der PAZ betonen alle Bewerber, die seit Jahren in verschiedene Strömungen zerrissene AfD einen zu wollen. Erwartungsgemäß betont das bisherige Duo aus Partei- und Fraktionsspitze auch seine Erfahrung. So erklärt Alice Weidel: „Unser Ziel ist es, die Alternative für Deutschland geschlossen und geeint in den Wahlkampf zu führen. Tino Chrupalla und ich haben gezeigt, dass wir unser Handwerk verstehen. Dafür wird uns sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene großes Vertrauen entgegengebracht.“ Und ihr Tandem-Partner ergänzt: „Wir möchten Lagerdenken und Schubladen überwinden. Es geht uns um alle Mitglieder der Alternative für Deutschland. Dafür stehen Frau Weidel und ich mit unserem Wissen und zusammen 14 Jahren politischer Erfahrung in unserer Partei.“ Chrupalla erwähnt zudem, dass ihr Duo nicht nur inhaltlich, sondern auch geographisch die gesamte Partei repräsentiert, was durchaus als Seitenhieb auf Cotar/Wundrak verstanden werden kann, die beide im Westen der Republik zuhause sind. Weidel wiederum betont, in der gemeinsamen Kandidatur mit Chrupalla „den freiheitlichen Geist“ der AfD „mit dem Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft“ zu vereinen. 

Inhaltlich setzen Chrupalla und Weidel auf Bewährtes. Auf die Frage, wie sie im Falle ihrer Nominierung die Partei im Bundestagswahlkampf aufstellen, beziehungsweise welche Akzente sie setzen wollen, erklärt die Fraktionsvorsitzende: „Das werden weiter unsere starken Themen, wie Einwanderung und Euro-Kritik sein. Unter unserem Wahlslogan ,Deutschland, aber normal‘ treten wir aber auch für die Stärkung der Familien ein. Wir stellen uns gegen die schädliche Lockdown-Politik der Bundesregierung und weisen Alternativen zur kopflosen Energie- und Autowende auf.“ Und Chrupalla fügt hinzu: „Wir müssen die Geringverdiener steuerlich entlasten und die Mehrwertsteuer senken. Das hilft den Alleinerziehenden, den Geringverdienern und den Arbeitslosen. Außerdem sollte der Besuch des Kindergartens und der Transport zur Schule kostenlos sein. Weiterhin müssen wir die Regionen stärken. Auch dafür muss die CO2-Steuer abgeschafft werden, um die Pendler zu entlasten.“

Team „frischer Wind“

Für das Duo Cotar/Wundrak dürfte es zunächst vor allem darum gehen, bekannter zu werden. Bis dato traten die aus Rumänien stammende Abgeordnete und der Luftwaffengeneral über die Parteigrenzen hinaus kaum in Erscheinung. Cotar wird in Medien und Parteikreisen die Unterstützung von Co-Parteichef Jörg Meuthen nachgesagt, und auch Wundrak dürfte als hochrangiger NATO-Offizier eher zu den Pragmatikern gehören. 

Gefragt nach den Motiven für ihre Bewerbung und die gemeinsame Kandidatur mit ihrem Parteifreund erklärt Cotar gegenüber der PAZ: „Joachim Wundrak und ich vereinen die Innen- und die Außenansicht auf den Bundestag. Das ist eine unserer Stärken. Wir möchten mit frischem Wind und neuen Ideen die Arbeit der Fraktion weiter voranbringen.“ Und Wundrak ergänzt: „Wir, die AfD, ziehen im September das zweite Mal in den Bundestag ein, und es heißt schließlich ,Stillstand ist Rückschritt‘, gerade in der Politik. Wir sind die Neuen und möchten mit unseren vielfältigen Erfahrungen die Fraktion weiterentwickeln. Dazu haben wir die Fähigkeiten und den Willen.“

Auf die Frage, wie sie ihre Partei im Bundestagswahlkampf inhaltlich aufstellen wollen, erklärt Cotar: „Wir sind die Partei der Bürgerrechte und der Freiheit. Das sind Werte, die früher als normal galten, heute aber mehr denn je in Gefahr sind. Die AfD ist die einzige Partei, die für konservative Werte und bürgerliche Tugenden steht. Das müssen und werden wir den Wählern verdeutlichen. Darauf zielt auch unsere Wahlkampagne: ,Deutschland, aber normal‘“ Und Wundrak fügt hinzu: „Die AfD ist zudem die einzige Partei, die sich gegen die Aufgabe der deutschen Souveränität und die Europäische Schulden-Union stellt. Alle anderen Parteien möchten die deutsche Souveränität an Brüssel abtreten und zerstören damit am Ende unser Recht auf Selbstbestimmung und unsere Identität. Dagegen werde ich mich politisch wehren.“

Die Richtungskämpfe in der Partei versuchen beide, eher nicht aufzubauschen. „Natürlich gibt es Richtungsdebatten“, so Cotar, „das finden Sie in jeder Partei. Bei uns werden diese Debatten nur gerne von den Mainstreammedien hochgekocht, um Skandale zu produzieren und die AfD zu beschädigen. Wir treten für die gesamte AfD an und nicht für einzelne Interessengruppen oder Strömungen.“ Wundrak hingegen sieht manchen Auftritt der Partei in jüngster Zeit durchaus kritisch und fordert mehr Professionalität: „Die Zeiten des gärigen Haufens aus der Gründerzeit sollten vorbei sein, wir müssen erwachsen werden. Allerdings anders als die Altparteien. Bei uns wird es keine Hinterzimmer-Deals geben wie bei Grünen und CDU. Die Basis der AfD wird immer der Souverän der Partei sein. Darum entscheidet auch sie über die Spitzenkandidaten. Ich bin mir sicher, dass wir geschlossen und einig in den Wahlkampf ziehen werden. Es geht um Deutschland und nicht um einzelne Personen oder Befindlichkeiten. Dafür treten wir an, Joana Cotar und ich sehen uns als Diener der Partei.“

Die Online-Befragung der Mitglieder läuft vom 17. bis 24. Mai. Am 25. Mai soll das Ergebnis bekanntgegeben werden.