28.03.2024

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Folge 19-21 vom 14. Mai 2021 / Kolumne / Sommerliche Konflikte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-21 vom 14. Mai 2021

Kolumne
Sommerliche Konflikte
Vera Lengsfeld

Nach der endlosen Kälteperiode, dem Dauer-Lockdown und den Abstandsregeln, die suggerieren, der Mitmensch sei in erster Linie eine Virenschleuder, haben sommerliche Temperaturen auch Berlin erreicht. Die Hauptstädter ergriffen die Gelegenheit, sich aus der Isolation ihrer Wohnungen zu befreien. 

Sie strömten zu Tausenden ins Freie und eroberten sich den öffentlichen Raum zurück. Parks, Grünanlagen, See- und Flussufer waren am vergangenen Sonntag dicht besetzt. Masken, Abstandsregeln und Kontaktverbote schmolzen wie Butter in der Sonne. Man spazierte, joggte, ruderte, paddelte, wanderte, fuhr Rad – nicht mehr allein, sondern in Gruppen. Wenigstens für ein paar frohe Stunden schüttelten die Berliner den Corona-Frust ab. An diesem Tag traten auch die „Erleichterungen“ für Genesene und Geimpfte in Kraft, was die Lage vollkommen unübersichtlich machte. Die Polizei hielt sich deshalb lieber zurück. Wie sollten die Beamten auch kontrollieren, wer geimpft oder genesen ist?

Eine Ausnahme gab es, die diese Regel bestätigte: In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag räumte die Polizei mit großem Aufgebot den berüchtigten Drogenumschlagplatz Görlitzer Park. Es hätten sich rund 300 Personen nach 22 Uhr, dem Beginn der Ausgangssperre, im Park aufgehalten, heißt es im Polizeibericht.

Es handelte sich um große Gruppen von nicht näher bezeichneten Jugendlichen, die sich nicht an die Hygieneregeln hielten. Die Polizei ging ganz „kultursensibel“ vor. Zunächst wurden die einzelnen Gruppen angesprochen und aufgefordert, nach Hause zu gehen. Als die keine Anstalten machten, dem zu folgen, traf polizeiliche Verstärkung ein, um die Ausgangsbeschränkung durchzusetzen.

Schon vorher waren die Beamten mit Rufen wie „Ganz Berlin hasst die Polizei“ empfangen worden. Wie man in der Presse nachlesen konnte, kam es zu Flaschenwürfen und Festnahmen. Die Polizei wollte das aber lieber nicht bestätigen, um sich nicht dem allgegenwärtigen Vorwurf des Rassismus auszusetzen.