01.05.2024

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Folge 19-21 vom 14. Mai 2021 / Deutsche Volksgruppe in Slowenien / Auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung / Bereits vergangenen September hatte der Europarat Laibach den Schritt empfohlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-21 vom 14. Mai 2021

Deutsche Volksgruppe in Slowenien
Auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung
Bereits vergangenen September hatte der Europarat Laibach den Schritt empfohlen
Bodo Bost

Vergangenen September hat der Europarat Slowenien empfohlen, Deutsch als Minderheitensprache und die deutsche Minderheit des Landes anzuerkennen. Bereits im vorausgegangenen März war die Gottscheerin Helena Jaklitsch, die Tochter des Gründungsobmanns der Gottscheer Altsiedler Vereins, zur „Ministerin für die Beziehungen mit der autochthonen slowenischen Volksgruppe im Grenz- und Ausland“ ernannt worden. Beides wird als Zeichen in Richtung einer Anerkennung der deutschen Minderheit in Slowenien interpretiert. 

Diese Entwicklung hat der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bernd Fabritius, begrüßt. Der Präsident des Bundes der Vertriebenen bezeichnete die Entscheidung des Ministerkomitees als wichtigen Beitrag zum Erhalt der deutschen Sprache und kulturellen Vielfalt in Slowenien. Fabritius hatte mit dem Vorsitzenden des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Slowenien, Christian Lautischer, in einem Gespräch weitere Schritte vereinbart, um die Anerkennung der deutschen Sprache als offizielle Minderheitensprache durch die slowenische Regierung zu unterstützen. Die slowenische Regierung ist dazu bereit. Eine Dialoggruppe, in der die deutsche Minderheit hochrangig vertreten ist, soll die Modalitäten klären.

Slowenien hatte als Teil Jugoslawiens nach 1945 fast alle Deutsche unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den Nationalsozialisten gewaltsam vertrieben. Lebten in Slowenien im Jahr 1931 noch 40.000 ethnisch Deutsche vor allem in den Grenzgebieten zu Österreich und Italien sowie der Sprachinsel Gottschee, so waren es bei der Volkszählung 2002 nur noch 1628 Personen, die angaben, Deutsch im Haushalt, in der Familie oder als Muttersprache zu sprechen.

2020 feierte Slowenien 100 Jahre Volksabstimmung und 30 Jahre Republik Slowenien. Die Volksabstimmung von 1920 hat die Kärntner Slowenen, die zur Hälfte für Osterreich gestimmt hatten, von ihren in Slowenien lebenden Landsleuten getrennt. Die Deutschen in Slowenien haben bis heute keine Minderheitenrechte, obwohl die Deutschen zeitweise nach den Serben, Kroaten und Slowenen die viertgrößte Volksgruppe im Vielvölkerstaat Jugoslawien bildeten. Auch nach dem Zerfall Jugoslawiens und 30 Jahre nach der Erlangung der Unabhängigkeit hat die Republik Slowenien die deutsche Volksgruppe im Gegensatz zur italienischen und zur ungarischen noch nicht anerkannt, obwohl Slowenien durch EU-Verträge dazu verpflichtet wäre und gute nachbarschaftlicher Beziehungen zu Kärnten unterhält. 

Von Anfang an sollte Österreich die Schutzfunktion für die deutschsprachige Volksgruppe in Slowenien im europäischen Geist ausüben. 1990 wurde in Marburg der Verein „Freiheitsbrücke“ als erster Verein der Sloweniendeutschen gegründet. Am 30. April 2001 unterzeichneten Österreich und Slowenien ein bilaterales Kulturabkommen, in dem zum ersten Mal in einem österreichisch-slowenischen Vertrag die deutsche Volksgruppe genannt wird. Neben der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN) haben sich verschiedene Vertreter der Kärntner Slowenen lautstark für die verfassungsmäßige Anerkennung der deutschen Minderheit in Slowenien ausgesprochen.