Schon zu seinen Lebzeiten war der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp weltberühmt für seine Wasseranwendungen, bekannt unter dem Namen Kneipp-Kur. Darüber hinaus entwickelte Kneipp ein ganzheitliches Behandlungskonzept mit fünf Säulen: milde Kaltwasserbehandlungen mit Kneipp-Güssen, Pflanzen als Heilmittel, Gesundheit durch Bewegung, gesunde Ernährung, Gesundheit durch Ausgeglichenheit.

In die Wiege gelegt war dem am 17. Mai 1821 im bayerischen Stephansried geborenen Sohn eines Hauswebers der Beruf des Webers, den er bis zu seinem 21. Lebensjahr ausübte. Ein Ortspfarrer sowie der Pfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Koeberlin unterstützten ihn bei der Verwirklichung seines Wunsches, Pfarrer zu werden. 

Während seines Gymnasialbesuchs in Dillingen an Tuberkulose erkrankt, entdeckte Kneipp 1848 zufällig ein Buch des Arztes Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft von kaltem Wasser. Während eines Selbstversuchs mit kurzen Bädern in der Donau und anschließender körperlicher Aktivität besserte sich sein Zustand stetig. 

Nach dem Studium der katholischen Theologie in München wurde er 1855 Kaplan am Dominikanerinnenkloster in Wörishofen. Dort heilte er mit Wasser und Kräuteranwendungen erfolgreich Menschen und das Vieh der Bauern. 1881 wurde Kneipp Ortspfarrer in Wörishofen. Seine Therapieformen entwickelte er systematisch weiter durch Selbststudium und genaue Beobachtung seiner Patienten. Hunderte, später Tausende Kranke und Erholungsuchende reisten jährlich zum „Wasserdoktor“ von Wörishofen, um sich nach seinen Anweisungen behandeln zu lassen. In dem kleinen Dorf wurden immer mehr Badehäuser errichtet. 

Sein 1886 erschienenes erstes Buch „Meine Wasserkur“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Daraufhin strömten auch Patienten aus dem Ausland nach Wörishofen. Zunehmend widmete sich Kneipp der Vortragstätigkeit zur Gesundheitserziehung, die ihn durch Deutschland und viele Länder Europas führte. 

Ab 1890 entstanden die ersten Kneipp-Vereine mit dem Dachverband Kneipp-Bund, der bis heute fortbesteht. In Wörishofen wurde 1894, drei Jahre vor Kneipps Tod, der Internationale Verein Kneipp’scher Ärzte gegründet, die heutige Ärztegesellschaft für Präventionsmedizin und klassische Naturheilverfahren Kneippärztebund e.V. mit Sitz in Bad Wörishofen. (siehe Seite 21)