28.03.2024

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Folge 19-21 vom 14. Mai 2021 / Hinterpommern / Die Alte Wache in Stargard / Immer wieder im Fokus zahlreicher Veranstaltungen – Sogar das Kaiserpaar war da

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-21 vom 14. Mai 2021

Hinterpommern
Die Alte Wache in Stargard
Immer wieder im Fokus zahlreicher Veranstaltungen – Sogar das Kaiserpaar war da

Unter den historischen Gebäuden der alten Stadt nimmt die „Alte Wache“ an der Ostseite am Stargarder Markt eine besondere Stellung ein. Sie kann sich mit ihren Nachbarn, dem Rathaus und der Marienkirche, weder vom Alter ihrer baulichen Struktur noch historisch auf die gleiche Höhe stellen. Sie wollte sicher auch nicht mit den vielen Toren und Türmen der alten Stadt konkurrieren, sie machte auch den schönen Giebelhäusern der Stadt keine Konkurrenz. 

Diese haben in jeder Hinsicht ihre eigene Geschichte. Ihr Geburtsdatum fällt in die Zeit nach dem großen Brand von 1635 und dem Westfälischen Frieden von 1648, als Hinterpommern preußisch und Stargard die Hauptstadt dieses Teils Pommerns wurde. 

Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. war es, der zuerst am jeweiligen Markt in der Mitte seiner Garnisonsstädte solche Wachen oder Wachtgebäude für seine Soldaten errichten ließ. 1720 wurde das Wachtgebäude in Stargard erbaut.

Die Bezeichnung veränderte sich im Laufe der Geschichte von Hauptwachtgebäude über Hauptwache bis zum gängigen Namen „Alte Wache“. Dieses Stargarder Wachtgebäude soll nach Vorgaben des preußischen Landbaumeisters David Gilly errichtet worden sein, just in der Mitte des großen, fast rechteckigen Marktes, der früher von der Radestraße bis zur Großen Mühlenstraße eine Fläche bildete. Durch diesen Bau entstand die spätere historische Südzeile des Marktes. Der Wochenmarkt bekam eine fast quadratische Form, der jetzt abgetrennte Fleisch- oder Fischmarkt war durch einen breiten Durchgang seitwärts der Wache gut zu erreichen.

Das Wachtgebäude hatte seine Front wie das Rathaus zum Markt hin, im ersten Stockwerk eine Loggia mit hölzernen Säulen, dazwischen kunstvoll geschmiedete Gitter mit dem Preußen-Adler als Insignie. Hier saß der Offizier vom Dienst der Stargarder Garnison. Im Parterre befanden sich Wacht- und Diensträume der Soldaten mit Laubengängen zum Markt hin. Die Unterbringung der Soldaten war mangels eigener Kasernen noch in den Bürgerquartieren geregelt.

1911, als Stargard schon lange Garnisonsstadt war, nahm hier unter den Säulen der Alten Wache Kaiser Wil­helm II. mit der Kaiserin und Gefolge den Vorbeimarsch seiner Truppe ab. Anlass seines Besuches war die Neueinweihung von St. Marien am 30. August 1911, zu der die kaiserliche Familie zwei große Kirchenfenster spendete mit den Motiven Beichte und  Abendmahl. Anschließend fand auf dem Markt das „Bad in der Menge“ mit der Stargarder Bürgerschaft statt. Eine Abordnung der Pyritzer Frauen in der herrlichen Weizacker-Tracht überraschte die Kaiserin mit einer Trachtenpuppe, die ihr viel Freude gemacht haben soll.

Das Gebäude der Alten Wache erfüllte auch nach dem Abzug der Offiziere in die festen neuen Garnisonsbauten immer wieder vorzüglich öffentliche Zwecke. Großveranstaltungen der Stadt, der zahlreichen Vereine Stargards, Platzkonzerte der Garnison sowie auch Kundgebungen politischer Art. Hierbei wurde die obere Loggia als Balkon zur eigenen Darstellung sowie als Rednerpult genutzt und auch dementsprechend ausgeschmückt.

1943, zum 700. Stadtjubiläum, war der Marktplatz wieder mit Fahnen und Girlanden geschmückt, das Hauptaugenmerk richtete sich aber zur Alten Wache mit der weit sichtbaren Plakatierung dieses geschichtsträchtigen Tages. Stargard war eine ganze Woche lang so schön geschmückt. Nachdem für einige Zeit auch die Marktpolizei in der Alten Wache ihre Büros hatte, zog auch die Museumsverwaltung – bislang aber noch ohne Museum – hier ein. 

Heute hat die polnische Museumsverwaltung neben den zwei Giebelhäusern auch wieder ihre Verwaltung in der früheren Alten Wache, wo das „Archäologische und Historische Museum“ untergebracht ist.Heinz-Jürgen Torff,

Heimatkreis Stargard, www.heimatkreis-stargard.de