27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 20-21 vom 21. Mai 2021 / Evangelische Kirche / Aktivismus statt Glaubensverkündigung / Mit der Wahl ihrer neuen Präses setzen die Protestanten ihren Weg zur politisch ausgerichteten NGO fort

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-21 vom 21. Mai 2021

Evangelische Kirche
Aktivismus statt Glaubensverkündigung
Mit der Wahl ihrer neuen Präses setzen die Protestanten ihren Weg zur politisch ausgerichteten NGO fort
Johannes Eisleben

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) setzt ihren Weg zu einer politischen Aktivistenorganisation fort. Nach der Verkündung von „Zwölf Leitsätzen für eine aufgeschlossene Kirche” im vergangenen Jahr, die von Kritikern eher als Programm einer NGO denn einer Hüterin des Glaubens interpretiert wurde, wurde vor wenigen Tagen die 25-jährige Studentin Anna-Nicole Heinrich zum neuen Präses der EKD-Synode gewählt. 

Sie hat damit das Amt inne, das nach dem Krieg zuerst von Gustav Heinemann bekleidet wurde. Der Präses leitet die Synode der EKD. Diese ist das gesetzgebende Organ der organisierten Protestanten und wählt den Rat, das exekutive Leitungsgremium der EKD. Der Präses ist auch Mitglied des Rates, der vom Ratsvorsitzenden, derzeit Heinrich Bedford-Strohm, geleitet wird. Seit 2003 war der Präses der Synode immer eine Politikerin, von SPD, Grünen oder zuletzt der FDP. Heinrich ist unverheiratet, kinder- und parteilos, sie hat einen Bachelor in Philosophie und ist 25 Jahre alt. Derzeit studiert sie den Masterstudiengang „Digital Humanities“.

Wofür steht Heinrich? Ihre öffentlichen Äußerungen nach der Wahl geben nicht viel her. Ihre theologische Position kann sie „nicht benennen“, sie möchte sich in der Kirche weiterhin für Digitalisierung einsetzen, nachdem sie andernorts bereits solche Projekte mitorganisiert hatte. Mit welchen Inhalten? Schwer zu sagen, denn Texte der Digitalaktivistin sind schwer zu finden, ihre Twitter- und Facebook-Accounts sind weitgehend inhaltsleer. Insbesondere finden sich keine theologischen oder politischen Inhalte, ihr Profil ist vielmehr das einer eifrigen Organisatorin im ehrenamtlichen Kirchenbereich, die mit dem Emoji-durchsetzten Jargon der Netzjugendsprache operiert.

Einen Hinweis gibt allerdings die Forschungsausrichtung von Professor Ute Leimgruber, für die Heinrich als „Hiwi“ arbeitet: Sie arbeitet an Themen wie Diskriminierungs- und Exklusivierungsdynamiken wie Rassismus und Sexismus, Rezeption postkolonialer Theorien der Theologie sowie theologisch-feministische Forschung unter Berücksichtigung von Intersektionalitätsansätzen. Leimgruber ist eine Vertreterin des autodestruktiven, selbstnegierenden Denkens, das sich in den letzten Jahrzehnten von französischen und US-amerikanischen Dekonstruktivisten und Identitätstheoretikern wie Derrida und Butler ausgehend in die Geisteswissenschaften hineingefressen hat. Das Ziel ist die Überwindung der Kultur des Abendlandes, die zivilisatorische Errungenschaften wie die Menschenrechte, die doppelte Buchführung und die Infinitesimalrechnung hervorgebracht hat, und ihr Ersatz durch einen sozialistisch-pseudohumanitären Weltstaat. 

Heinrich wird kaum bei Leimgruber arbeiten, ohne deren Forschungsinhalte zumindest nicht abzulehnen. Sie ist eine Aktivistin aus dem Milieu der Zivilisationsnegierer, aber mit den allerbesten moralischen Absichten. Es ist bezeichnend, dass die Synode solch eine Frau gewählt hat.

Die Hauptaufgaben der Kirche sind jedoch Bekenntnis und Verkündigung einerseits sowie Seelsorge und Diakonie andererseits. Dabei muss der dreieinige Gott, der Mensch geworden ist, um uns zu erlösen und Gnade zu schenken, stets im Mittelpunkt des kirchlichen Handelns stehen. Die Kirche ist zuständig dafür, den Gläubigen dabei zu unterstützen, sein individuelles Verhältnis zu Gott zu finden und im aktiven Glauben zu leben. Aktiver Glaube ist der Versuch der Nachfolge Christi. Dem muss die Kirche dienen. 

Doch die Leitung der evangelischen Kirche setzt hauptsächlich auf politischen Aktivismus, wie ihre Leitsätze belegen. Diese skizzieren im Wesentlichen den Aufbau und die Ziele einer Aktivistenorganisation. Wie der Theologe Günter Thomas gezeigt hat, vertreten die Leitsätze: (1) die Vorstellung von der Kirche als einer politisch-moralischen „NGO-Bewegungskirche“, sie befürworten (2) ein Engagement ohne Kirchenmitgliedschaft, können (3) die Frage nicht beantworten, wie und warum Menschen zu Christen werden, schweigen (4) im Wesentlichen zur Gottesfrage, können (5) kein überzeugendes Verständnis der Rolle von Laien in der Kirche entwickeln, bieten (6) keine sinnvolle Beschreibung der Rolle der Kleriker in der Kirche und sind (7) nicht in der Lage zu definieren, was das unverwechselbare Kernprodukt der Kirche sein soll.

Es wird interessant zu sehen, wie sich Heinrich hier inhaltlich positioniert. Am Ökumenischen Kirchentag, der am vergangenen Wochenende in Frankfurt stattfand, hat sie an einigen Veranstaltungen als Besucher, aber nicht in ihrer Funktion als Präses teilgenommen.