23.04.2024

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Folge 20-21 vom 21. Mai 2021 / Bäcker oder Bäcker*in?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-21 vom 21. Mai 2021

Bäcker oder Bäcker*in?
Burghard Gieseler

„Bring’ noch fünf Brötchen mit, wenn du zum Bäcker gehst“, sagte meine Frau. Für einen kurzen Moment beschlich mich unterwegs der Gedanke: „Zum ‚Bäcker‘? – was mache ich nur, wenn mich eine Frau bedient? Hätte meine Frau nicht wenigstens ‚zur Bäcker*in‘ oder ‚zum Backenden‘ sagen müssen?“ 

Wohl nicht. Denn das Geschlecht derjenigen Person, die mir die Brötchen verkaufen sollte, spielte für sie vermutlich gar keine Rolle. Sie verwendete das Wort „Bäcker“ als Gattungsbegriff, der zwar ein grammatikalisches Geschlecht hat, semantisch aber geschlechtsübergreifend ist. Das ist ja genau das, was einen Gattungsbegriff ausmacht. „Bäcker“ meint also alle Menschen, die professionell backen und ihre Produkte verkaufen – unabhängig von ihrem Geschlecht. Gattungsbegriffe sind sinnvoll und notwendig. Ohne sie wäre die Sprache sperrig und nicht alltagstauglich. Besonders heikel wird es, wenn in „gegenderten“ Texten Pronomina verwendet werden, weil diese mit ihrem (gegenderten) Bezugswort im Geschlecht übereinstimmen müssen. Beispiel: Ein*e Bäcker*in, der bzw. die mir ihre bzw. seine Brötchen verkauft. Eine solche Sprache ist nicht mehr sprechbar. Deshalb werden die Menschen mehrheitlich auch weiterhin Gattungsbegriffe gebrauchen und an ihrer gewohnten Sprache festhalten, während sich Politik und Medien mit ihrer gespreizten Kunstsprache stetig vom Volk entfernen.

Indessen gehen die massiven Eingriffe in die Sprache weit über das Gendersprech hinaus, wenn systematisch Wörter durch andere Wörter ersetzt werden. Der Inhalt eines Wortes, das tabuisiert wird, soll – weil wir ja in Worten denken – nicht mehr gedacht werden können. Das Denken wird auf diese Weise kontrolliert und in die gewünschten Bahnen gelenkt. Es handelt sich mithin um den totalitären Anspruch einer Minderheit, die sich selbst auf einer moralisch höheren Bewusstseinsstufe wähnt, dem Volk zu diktieren, wie es zu denken hat. Angesichts einer solch arroganten Selbstermächtigung möchte man ihr zurufen: „How dare you!“ 

Ich jedenfalls werde meine Brötchen auch in Zukunft beim „Bäcker“ kaufen.