29.03.2024

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Folge 20-21 vom 21. Mai 2021 / Amalie Dietrich / Die Sächsin forschte in Australien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-21 vom 21. Mai 2021

Amalie Dietrich
Die Sächsin forschte in Australien
D. Jestrzemski

Von 1863 bis 1873 sammelte und präparierte die sächsische Botanikerin und Naturforscherin Amalie Dietrich im Auftrag des Hamburger Unternehmers Johan Cesar Godeffroy in Australien Pflanzen, Tiere und indigene Kulturzeugnisse. Ihr Eifer und ihr Wagemut wurden legendär. Sie entdeckte rund 640 Pflanzenarten und präparierte 244 Vogelarten. Einige Käfer- und Schmetterlingsarten wurden nach ihr benannt. Kein anderer Forschungssammler hat in derart großem Umfang exotische Naturalien und ethnographische Objekte zusammengetragen. 

Als Tochter eines armen Handschuhmachers kam Concordia Amalie Dietrich geborene Nelle am 26. Mai 1821 im sächsischen Städtchen Siebenlehn zur Welt. Dort heiratete sie 1846 den Apotheker und Naturforscher Wilhelm August Dietrich. Dieser gab seinen Beruf auf, um mit seiner Frau den gemeinsamen Lebensunterhalt als Naturaliensammler und -händler zu bestreiten. Von ihm lernte Amalie das Bestimmen, Sammeln und Präparieren von Pflanzen und Insekten. Die Herbarien und Insektenkästen lieferte das Ehepaar an Apotheken und Privatkunden in Sachsen und Berlin. Häufig unternahmen sie monatelange Verkaufsreisen zu Fuß. Später zog Amalie allein mit einem Hundekarren bis ins Salzburger Land, durch Mitteldeutschland sowie nach Holland und Hamburg. 

Die 1848 geborene Tochter Charitas war unterdessen bei fremden Menschen untergebracht. Charitas Bischoff geborene Dietrich veröffentlichte 1909 eine Biographie ihrer Mutter, die mehrfach aufgelegt wurde, jedoch als unzuverlässig gilt. 

1861 trennten sich die Eheleute endgültig. Amalie lernte in Hamburg den wohlhabenden Überseehändler Cesar Godeffroy mit dem Beinamen „Südseekönig“ kennen, der ein privates Museum für Natur- und Völkerkunde einrichtete. 

In seinem Auftrag stach sie im Mai 1863 in See. Die Fahrt führte sie ins heutige Brisbane. An der Ostküste Queenslands unternahm sie ausgedehnte Sammeltouren. Den Ertrag, darunter auf Wunsch ihres Auftraggebers auch einige menschliche Schädel und Skelette, sandte sie nach Hamburg. Im März 1873 kehrte sie nach Hamburg zurück, wurde Kuratorin erst im Museum Godeffroy und später im Botanischen Museum in Hamburg. 1891 starb sie bei ihrer Tochter in Rendsburg an einer Lungenentzündung. 

Nach dem Konkurs des Handelshauses Godeffroy 1879 wurde die Südseesammlung verkauft und zerstreut. Im Museum für Völkerkunde zu Leipzig befinden sich heute die ethnographischen Artefakte der 

Australiensammlung.