28.03.2024

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Folge 20-21 vom 21. Mai 2021 / Aloysius Muench / Segensreicher Visitator aus den USA

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-21 vom 21. Mai 2021

Aloysius Muench
Segensreicher Visitator aus den USA
Bodo Bost

Pius XII. hatte früh erkannt, dass Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut werden musste. Der Papst kannte das Land, in dem er zwölf Jahre als Nuntius gelebt hatte, aus erster Hand. Als erstes starkes Zeichen der Hochschätzung für das besiegte Deutschland hatte der Pontifex Maximus bereits am 16. Februar 1946 gleich drei Deutsche, die Bischöfe von Köln, Münster und Berlin, Josef Frings, Clemens August Graf von Galen und Konrad Graf von Preysing, ins Kardinalkollegium berufen. Zu seinem Vertreter in Deutschland wählte der Bischof von Rom den deutschstämmigen Bischof von Fargo, Aloysius Muench, der sein Bischofsamt im US-Bundesstaat North Dakota jedoch beibehielt. 

Muench war 1889 in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin, einem Zentrum der deutschen Einwanderung in den USA, als Sohn deutscher Einwanderer zur Welt gekommen. Nach seiner Priesterweihe war er Professor am Salesianum in Milwaukee und 1929 Dekan der dortigen theologischen Fakultät geworden. Der Vertreter des „Reichsverbandes für die katholischen Auslandsdeutschen“ in den USA wurde 1935 zum Erzbischof von Fargo ernannt. In seiner Diözese stellten Russlanddeutsche die Hälfte der Bevölkerung. 

Am 15. Mai 1946 wurde Muench zum Apostolischen Visitator und Leiter der Päpstlichen Mission für die Flüchtlinge in Deutschland sowie zum Armeebischof der US-Streitkräfte in Deutschland ernannt. Als US-Armeebischof hatte er Privilegien und kam an Informationen, die deutsche Bischöfe nicht hatten. Von seinem Dienstsitz im Taunus in Kronberg in der Nähe des US-Hauptquartiers in Frankfurt am Main koordinierte er die Aufnahme der 

Vertriebenen und die Hilfsmaßnahmen für das zerstörte Deutschland. 

Während sein Sekretär und seine rechte Hand, der deutsche Jesuit und Kirchenrechtler Ivo Zeiger aus 

Mömbris im Spessart, zunächst den Großteil der Arbeit im Zusammenhang mit Gefangenenbetreuung, Suchdienst und Flüchtlingsfragen erledigte, agierte Muench im Hintergrund. Er organisierte die ersten Hilfssendungen für das kriegszerstörte Deutschland – zunächst Lebensmittel, später auch andere Güter – und legte die Grundlage dafür, dass vom Taunus aus die Aufnahme der Vertriebenen in ganz Westdeutschland organisiert wurde. 1949 wurde er der erste Nachkriegsnuntius in Deutschland. 1962 starb er in Rom.