20.04.2024

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Folge 21-21 vom 28. Mai 2021 / Chinas Nachrüstung Die Volksrepublik hat eine Erhöhung ihrer Verteidigungsanstrengungen beschlossen. Bis 2049 will sie die USA nicht nur eingeholt, sondern überholt haben / „Grundlegende Modernisierung“ / Besonderes Augenmerk legt Peking neuerdings auf seine Seestreitkräfte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-21 vom 28. Mai 2021

Chinas Nachrüstung Die Volksrepublik hat eine Erhöhung ihrer Verteidigungsanstrengungen beschlossen. Bis 2049 will sie die USA nicht nur eingeholt, sondern überholt haben
„Grundlegende Modernisierung“
Besonderes Augenmerk legt Peking neuerdings auf seine Seestreitkräfte
Wolfgang Kaufmann

Auf dem 19. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober 2017 kündigte der Generalsekretär der Partei und Vorsitzende der Zentralen Militärkommission, Xi Jinping, eine „grundlegende Modernisierung“ der Volksbefreiungsarmee bis 2035 an. Anschließend soll diese bis zum Jahre 2049, in dem sich die Gründung der Volksrepublik zum 100. Mal jährt, zur „führenden Armee“ der Welt ausgebaut werden.

Dafür scheut die Regierung in Peking keine Kosten. Die Militärausgaben steigen schon seit Längerem kontinuierlich. Für dieses Jahr ist eine Wachstumsrate von 6,8 Prozent geplant. Dabei wendete China bereits vergangenes Jahr umgerechnet 252,3 Milliarden US-Dollar für die Streitkräfte auf, während es 2004 noch 66,8 Milliarden gewesen waren. 

1,7 Prozent des BIP fürs Militär

Das lag deutlich unter dem, was Washington ausgab. Im vorigen Jahr bezifferten die USA ihr Militärbudget mit 778 Milliarden Dollar. Und auch bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirken die chinesischen Zahlen eher bescheiden. Während die Militärausgaben vergangenes Jahr im weltweiten Durchschnitt 2,4 Prozent des jeweiligen nationalen BIP ausmachten, waren es in den USA 3,7 Prozent, in China hingegen nur auf 1,7 Prozent. Mit einem Anteil an den weltweiten Aufwendungen fürs Militär von 13 Prozent liegt das Reich der Mitte hinter den USA auf Platz 2. 

Allerdings dürfte auch Peking viele Ausgaben fürs Militär, wie beispielsweise die für Forschung und Entwicklung, in anderen Budgets verstecken, um friedfertiger zu wirken. Des Weiteren sind chinesische Waffen vergleichsweise günstig. So kostet ein chinesischer Lenkwaffenstörer vom Typ 055 mit 180 Metern Länge, 20 Metern Breite, maximal 6,6 Meter Tiefgang und 12.000 bis 13.000 Tonnen Verdrängung umgerechnet 950 Millionen Dollar, während der Preis für ein Tarnkappenschiff der US-amerikanischen Zumwalt-Klasse mit zehn Metern mehr Länge, 4,6 Meter mehr Breite, 1,8 Meter mehr Tiefgang und 15.656 Tonnen Verdrängung bei 4,4 Milliarden Dollar liegt – was selbst den USA zu hoch war, sodass sie statt der ursprünglich geplanten 32 nur drei Exemplare kaufte. 

Nach den USA stellt China inzwischen die meisten Rüstungsgüter her. Das Reich der Mitte besitzt die gemessen an der Zahl der Soldaten größte Armee und die hinsichtlich der Zahl der Schiffe größte Marine der Welt, wie aus einem detaillierten Bericht des US-Verteidigungsministeriums vom 1. September 2020 hervorgeht. In der chinesischen Volksbefreiungsarmee lesiten über zwei Millionen aktive Soldaten Dienst, davon etwa die Hälfte bei den Landstreitkräften. Diese verfügen unter anderem über 6700 Kampfpanzer. Im Gegensatz dazu können die United States Armed Forces nicht mehr als 1,3 Millionen Soldaten aufbieten, davon rund 500.000 im Heer. Die Zahl der US-Kampfpanzer der Typen M1, M2 und M3 liegt aktuell bei 6200.

Besonderes Augenmerk legt Peking neuerdings auf seine Marine, deren Aufbau aus mehreren Gründen forciert wird. Zum Ersten steht immer noch die Annexion beziehungsweise Wiedervereinigung mit der angeblich abtrünnigen Inselrepublik Taiwan auf der Agenda. Zum Zweiten will die Volksrepublik nach den natürlichen Ressourcen im Süd- und Ostchinesischen Meer greifen, was eine entsprechende Drohkulisse gegenüber den anderen Anrainerstaaten erfordert. Zum Dritten droht perspektivisch der Entscheidungskampf um die Vorherrschaft im Pazifischen Raum mit den USA. Und zum Vierten muss Peking seine Handelsrouten in Richtung Europa und Persischer Golf sichern, die durch den Indischen Ozean sowie die nicht ungefährlichen Gewässer rund um die Arabische Halbinsel und am Horn von Afrika führen.

US-Marine hat doppelte Feuerkraft

Aufgrund der besonderen Wichtigkeit einer kampfstarken Marine hat Peking in den letzten Jahren massiv in die Seestreitkräfte der Volksbefreiungsarmee investiert. Laut dem US-Verteidigungsministerium verfügen sie nun unter anderem über folgende Einheiten: zwei Flugzeugträger, 56 U-Boote, davon zehn mit nuklearem Antrieb, ein Kreuzer, 32 Zerstörer, 53 Fregatten, 49 Korvetten, 52 Landungsschiffe und 86 Schnellboote. Insgesamt stehen derzeit 360 chinesische Kriegsschiffe etwa 300 US-amerikanischen gegenüber. Allerdings besitzt die United States Navy momentan noch doppelt so viel Feuerkraft wie die chinesische Marine und kann auch deutlich mehr Flugzeugträger aufbieten, nämlich elf. Dazu kommen 70 Atom-U-Boote.

Nach den Luftstreitkräften der USA und der Russischen Föderation sind jene Chinas die drittstärksten der Welt. Peking kann rund 1500 Kampfjets einsetzen, während Washington auf etwa 2800 kommt. Und dann wäre da noch das ebenfalls sehr große und vielfältige chinesische Raketenarsenal, das auch das Verschießen von Kernsprengköpfen über Distanzen von bis zu 13.000 Kilometern erlaubt.

Das Motiv auf Seite 1 zeigt einen Ausschnitt der Flagge der Seestreitkräfte der Volksrepublik China.