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Folge 21-21 vom 28. Mai 2021 / Kommentare / Giffeys Trotz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-21 vom 28. Mai 2021

Kommentare
Giffeys Trotz
René Nehring

Als am Mittwoch vor Pfingsten Franziska Giffey, bis dato Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den Rücktritt von ihrem Amt erklärte, schien dies das Ende einer vielversprechenden politischen Karriere zu sein. 

Seitdem die Sozialdemokratin 2015 Nachfolgerin des legendären Neuköllner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky (SPD) wurde, ging es für sie steil nach oben. Parallel zur Wahl in den Landes- und Bundesvorstand ihrer Partei erfolgte 2018 die Berufung zur Bundesministerin. Mit wohlklingenden Projekten wie dem „Gute-Kita-Gesetz“ und der „Konzertierten Aktion Pflege“ gelang es Giffey durchaus, Akzente zu setzen. 

Doch davon spricht heute niemand mehr. Seit die Internetplattform „VroniPlag“ insgesamt 73 Textstellen in der 205 Seiten umfassenden Doktorarbeit Gif­feys beanstandete, kämpfte die Ministerin mit allen Mitteln um ihr Amt. Dazu gehörte unter anderem die Überprüfung der Doktorarbeit durch Angehörige der Freien Universität Berlin, die sich schon bald als in der einen oder anderen Weise mit ihrer Doktormutter Tanja Börzel beruflich verbandelt herausstellten. 

Genützt haben Giffey derlei Manöver nicht, ebenso wenig wie ihre Erklärung vom November 2020, den Doktortitel nicht mehr führen zu wollen. Aufgrund anhaltender Kritik sah sich die FU gezwungen, die umstrittene Dissertation noch einmal zu überprüfen. Als Anfang der Woche durchsickerte, dass sich die Universität nun für die Aberkennung des Doktortitels ausgesprochen haben soll, war der Rücktritt fällig. 

Umso erstaunlicher, dass die gestürzte Ministerin von einem anderen Amt nicht lassen will – das der Spitzenkandidatin ihrer Partei für die im September stattfindende Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Doch ist es wirklich denkbar, dass eine Politikerin, die von ihrem Ministeramt zurücktreten musste, weil sie ihre Glaubwürdigkeit verloren hat, in Berlin noch einmal durchstartet, als sei nichts gewesen? 

Wohl kaum. So ist es auch hier wohl nur eine Frage der Zeit, bis Giffey einsieht, dass sie nicht mehr tragbar ist.