Im Jahre 2015 stand Griechenland am Rande des Staatsbankrotts und musste mit Hilfskrediten in Höhe von fast 290 Milliarden Euro gerettet werden. Und 2020 machte dann die Corona-Pandemie die Hoffnung auf eine baldige wirtschaftliche Erholung zunichte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um 8,2 Prozent, was vor allem aus dem Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft von 18,2 Milliarden Euro im Jahre 2019 auf 4,3 Milliarden resultierte.
Nun will die christdemokratische Regierung in Athen das Land aber endlich auf einen ökonomischen Erfolgskurs bringen. Um bis zu 4,2 Prozent soll das BIP dieses Jahr steigen und im nächsten Jahr dann gar um 6,2 Prozent. Damit könnte Hellas 2022 zum unangefochtenen Wachstums-Champion der Europäischen Union avancieren – sofern denn die Maßnahmen greifen, welche der griechischen Wirtschaft verordnet wurden.
So sanken die Steuern auf Unternehmensgewinne von 24 auf 22 Prozent und die Sozialversicherungsbeiträge um drei Prozentpunkte. Das soll die Investitionstätigkeit anregen. Für kommendes Jahr rechnet der griechische Finanzminister Christos Staikouras hier mit einem Plus von 30,3 Prozent.
Als weiteres wichtiges Instrument zur Generierung von Wachstum gilt der Corona-Aufbauplan der EU, durch den Athen bis Ende 2026 Zuschüsse und günstige Kredite in Höhe von 30,5 Milliarden Euro erwarten darf. Dabei will die Regierung das Geld aber nicht mit der Gießkanne verteilen, sondern zur gezielten Förderung von Zukunftsprojekten im Rahmen des Programms „Greece 2.0“ verwenden. Hierzu zählen Investitionen in den „Klimaschutz“, Erneuerbare Energien sowie die Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung.
Aufgrund all dessen erhöhte die Kredit-Ratingagentur Standard and Poor’s Corporation (S&P) die Bonität von Hellas Ende April von BB- auf BB. Den Ausblick korrigierte sie von „stabil“ auf „positiv“.
Es gibt allerdings Risiken, welche die hochfliegenden Träume vom wirtschaftlichen Aufstieg Griechenlands schnell wieder zunichtemachen könnten. Immerhin stieg die Staatsschuldenquote durch den Rückgang der Staatseinnahmen bei gleichzeitigem Anstieg der Staatsausgaben infolge der Corona-Krise auf einen neuen Rekordwert von 205,3 Prozent des BIP. Und dabei wird es nicht bleiben, zumal die Gefahr besteht, dass sich manche der mit viel Hoffnungen verknüpften Projekte als Flop erweisen. So spült die geplante Errichtung von drei Datenzentren des US-Technologie-Riesen Microsoft möglicherweise weniger Geld in die griechische Staatskasse als erwartet.W.K.