19.04.2024

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Folge 22-21 vom 04. Juni 2021 / Krim / Die prorussische Stimmung kippt / Stetige Verteuerung des Lebens und schmutziges Trinkwasser – Zustimmungswerte für Putin sinken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-21 vom 04. Juni 2021

Krim
Die prorussische Stimmung kippt
Stetige Verteuerung des Lebens und schmutziges Trinkwasser – Zustimmungswerte für Putin sinken
Bodo Bost

Die Krim ist wegen ihrer Südküste bekannt, einem subtropischen Stück grünen Landes. Der größte Teil der Halbinsel besteht jedoch aus trockener Hochsteppe und Bergen. Der von den Sowjets gebaute Ukraine-Krim-Kanal lieferte früher 85 Prozent des Wassers aus dem Fluss Dnjepr und ermöglichte die Bewässerung der Landwirtschaft. 

Nach dem Anschluss der Krim an Russland schaltete die Ukraine den Kanal 2014 ab, was die Landwirtschaft auf der Krim fast zum Erliegen brachte. Die Behörden waren gezwungen, die Wasserversorgung in den städtischen Zentren zu rationieren. Simferopol, die Krimhauptstadt, erhält an den Werktagen jeweils drei sowie am Sonnabend und Sonntag je fünf Stunden lang Wasser. 

Der Kreml gab bereits zig Milliarden US-Dollar für Infrastrukturprojekte auf der Krim aus, wie die 3,7 Milliarden Dollar teure, 19 Kilometer lange Brücke, welche die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet. Moskau hat in neue Autobahnen und Krankenhäuser, Kraftwerke, Übertragungsleitungen und Subventionen für die Bevölkerung der Krim von mehr als 2,5 Millionen Menschen investiert.

Die westlichen Sanktionen, die wegen der „Annexion“ gegen Moskau verhängt wurden, haben russische Konzerne mehr als 100 Milliarden Dollar gekostet. 

Viele Krimbewohner hatten den Anschluss wegen Moskaus Versprechen unterstützt, ihre Gehälter und Renten zu erhöhen, bessere Straßen zu bauen und den Tourismus anzukurbeln. Steigende Preise, Korruption und der zunehmende politische Druck lassen heute viele fragen, warum sie in dem Referendum vom März 2014 für den Anschluss an Russland gestimmt haben. Das Referendum wurde weder in der Ukraine noch international anerkannt. Um die Menschen zurückzugewinnen, muss Moskau jetzt kolossale Summen ausgeben, um ihre Probleme zu lösen, glaubt Nikolaj Poritskij, der ehemaliger Minister für Wohnungsbau und kommunale Dienstleistungen der Krim.

Das Wasser, das derzeit aus fast erschöpften Reservoirs und verschmutzten Brunnen gepumpt wird, ist oft schmutzig und riecht schlecht. Die Behörden behelfen sich mit Wassergewinnung aus Aquiferen, doch die einzige langfristige Lösung für die Wasserkrise wäre der Bau von teuren Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Das wird jedoch Jahre in Anspruch nehmen und für den Tourismus keinen Gewinn bringen. Auf die günstigere Variante, nämlich Verhandlungen, setzt jedoch zurzeit niemand.