Dafür, dass die Organisation angeblich keine Rolle spielt, hat diese Personalie für einen heftigen Wirbel gesorgt: Am vergangenen Wochenende wählte die WerteUnion, ein selbständiger Verein, der bislang für sich beanspruchte, einen „konservativen Markenkern“ der CDU und CSU zu vertreten, den Ökonomen Max Otte zu ihrem neuen Vorsitzenden. 

Die Reaktionen auf die Wahl fielen teilweise heftig aus. CDU-Chef Laschet war schon vorher auf Distanz gegangen, Politiker von Grünen, FDP und SPD kritisierten die Wahl des 56-Jährigen mit scharfen Worten und warfen ihm eine Nähe zur AfD vor. Der frühere Verfassungsschutzpräsident Maaßen kündigte an, seine Mitgliedschaft in der WerteUnion vorerst ruhen zu lassen.

Immerhin hatte Otte 2017 in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ angekündigt, bei der Bundestagswahl die AfD wählen zu wollen. Von Juni 2018 bis Januar 2021 war er dann Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. 

Ottes berufliche Laufbahn hatte 1989 bei Kienbaum und Partner angefangen, wo er bis 1994 als Berater für internationale Organisationen und den öffentlichen Sektor tätig war. 1995 wurde er Mitarbeiter beim Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Eine weitere Station war die Unternehmensberatung Arthur D. Little. Anschließend ging er als Dozent und Professor an die Boston University, die Uni Würzburg, die Hochschule Worms und die Uni Graz.

2003 gründete Otte das Institut für Vermögensentwicklung (IFVE), im Anschluss legte er diverse Investmentfonds in Deutschland und in der Schweiz auf.

Einen Namen als streitbarer Zeitgenosse und „Krisenprophet“ machte sich der Ökonom als Autor diverser Bücher, in denen er sich kritisch mit der Finanzpolitik von Bund und EU auseinandersetzt. Als sehr persönlicher Blick auf sein Leben und unser Land erschien im März dieses Jahres „Auf der Suche nach dem verlorenen Deutschland. Notizen aus einer anderen Zeit“.